- 51 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Komponisten und Texter vertreten, und der Tonträgerhersteller gegen die digitalen Aufzeichnungsmedien, ihre Forderung nach höherer Geräteabgabe, höheren Gebühren für bespielbare digitale Tonträger und die Einführung eines Kopierschutzes scheint eher grundsätzlicher und präventiver Art zu sein, im Bewußtsein möglicher zukünftiger Entwicklungen. Die Realität sieht in bezug auf die quantitative Anwendung digitaler Aufzeichnungstechnologie zumindest bisher wenig dramatisch aus. »Ein digitales Trägersystem, das eigene private Vervielfältigungen ermöglicht, hat sich dagegen im Markt noch nicht nachhaltig etablieren können. Eine Reihe von Trägertechnologien haben ihre Markteinführung zwar schon hinter sich, nachhaltiger Erfolg war aber keiner beschieden« (Zombik 1995, 507).

DAT, als erster aufzeichnungsfähiger digitaler Tonträger von Sony für den Konsumentenbereich entwickelt, konnte sich dort nicht durchsetzen, erlangte aber Bedeutung im professionellen und semi-professionellen Bereich.6

6 In modern ausgestatteten Tonstudios wird in der Regel auf DAT gemastert.
Als Massentechnologie für den Konsumentenmarkt blieb DAT ein Flop, unter anderem wegen der erwähnten anfänglichen Weigerung der Musikindustrie, bespielte DAT-Kassetten anzubieten. Zwar vereinbarten die Unternehmen der Unterhaltungselektronik mit den Herstellern von Tonträgern 1988 den Kopierschutz SCMS, dies führte jedoch nicht zu einem massenhaften Angebot bespielter DAT-Träger und dem Marktdurchbruch von DAT.

1992 führte Philips das digitale Tonband-Kassetten-System DCC und Sony die opto-magnetische Technologie Minidisc (MD) am Markt ein.7

7 Die Minidisc wird wie die CD durch einen Laser abgetastet, die beiden System sind jedoch untereinander nicht kompatibel (vgl. Zombik 1995, 507).
Beide digitalen Tonträger werden sowohl bespielt als auch unbespielt im Handel angeboten, ermöglichen also auch private digitale Vervielfältigungen, allerdings nicht in unbegrenzter Anzahl: DCC und MD sind ebenfalls wie DAT mit dem SCMS-Kopierschutz versehen. Sowohl der DCC als auch der MD blieb der Erfolg bis heute versagt. »In Deutschland sind die Absatzergebnisse nicht meßbar (...). Die gegenwärtige Situation läßt noch keine Antwort auf die Frage zu, wann und wie schnell die analoge Kassette durch ein digitales Trägersystem ersetzt werden könnte. Ausgehend von dem mangelnden Markterfolg beider digitaler Systeme in Europa kann nach heutigem Stand wohl noch nicht beurteilt werden, ob beide Systeme oder eines davon als künftiger allgemeiner Standard für aufzeichnungsfähige Systeme durchsetzbar ist« (ebd., 507f.).

Ein anderer durch die Digitalisierung beförderter Trend besteht in der Aufweichung bisher vorhandener Grenzen zwischen den einzelnen Medien. Texte, Bilder, Bildfolgen und Musik können gleichermaßen wie Daten und Informationen »auf ein und demselben Datenträger gespeichert werden, über die gleichen Kommunikationsnetze verbreitet und – ein kompatibles Abspielformat vorausgesetzt – von ein- und demselben Gerät wieder in ihre ursprüngliche für den Menschen wahrnehmbare Form umgewandelt werden. Zugleich lassen sich Werke in bisher getrennten Medien frei miteinander kombinieren und schließlich vom Werknutzer in nahezu beliebiger Weise verändern« (Dreier 1993, 742).


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