Vinyl-Langspielplatten
bis Ende der siebziger Jahre kontinuierlich erhöhte und im Jahr 1978 auf dem
Höhepunkt dieser Entwicklung die Hundert-Millionen-Grenze deutlich übersprang (112,5
Mio. Stück), begann die Krise des Tonträgermarktes zu Beginn der achtziger
Jahre, die in den Jahren 1981–1983 mit einer jährlichen Absatzeinbuße von mehr
als 10 Mio. Stück gegenüber dem jeweiligen Vorjahr ihren Niederschlag fand.
1983 war der Absatz von Langspielplatten auf 76,8 Mio. Stück gefallen, 1984
betrug er 71,1 Mio., was in etwa dem Niveau von 1974 entsprach (70,0 Mio.
Stück). 1985 stieg der Absatz mit 74,0 Mio. Stück letztmals gegenüber dem
Vorjahr. Mit zunehmendem Erfolg der Compact Disc ab 1986 war das Ende der
Langspielplatte vorgezeichnet, nicht zuletzt auch deshalb, weil eine Veröffentlichung
auf mehreren Tonträgerarten (z. B. auf MC, CD und LP) der Industrie auf
Dauer zu kostspielig war. Das Ende der Langspielplatte war dann quasi 1994
besiegelt.
»Bei einem Absatz von gerade noch 0,7 Mio. Stück kennzeichnet das Jahr 1994 den Abschluß der grandiosen Geschichte dieses Tonträgers. Auch wenn sie in kleinen Stückzahlen in den nächsten Jahren noch ihre Liebhaber und eingeschworenen Vinyl-Fans findet, so ist die Vinyl-Schallplatte doch inzwischen nostalgische Erinnerung geworden« (Zombik 1995, 498). Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die nach den maßgebenden Gründen für die Verdrängung der Schallplatte durch die Compact Disc bzw. warum entscheidende Kräfte innerhalb der Musikindustrie hieran interessiert waren. Nach Zombik vereinigt die CD »die Vorteile perfekter und nebengeräuschsfreier Musikwiedergabe mit einfacher Handhabbarkeit, Robustheit und mobiler Verwendungsmöglichkeit« (ebd., 499). Die meisten Vertreter der Industrie ebenso wie die Befürworter der CD-Technologie hätten sich vermutlich schon 1983 ähnlich geäußert. In bezug auf Handhabbarkeit, Robustheit und mobiler Verwendungsmöglichkeit verfügte die CD-Technologie gegenüber der analogen Technik wohl über die besseren Argumente, dagegen ließ oder läßt sich eher darüber streiten, ob das digitale im Vergleich zum analogen Medium auch über den besseren Klang verfügt. So schien zum Zeitpunkt der Einführung des digitalen Tonträgers die »perfekte und nebengeräuschsfreie Musikwiedergabe der CD« keineswegs bei allen Rezipienten auf Gegenliebe zu stoßen. »Die akustischen Vorzüge der CD, so das Urteil weitaus der meisten Fachleute, seien unbestreitbar; sie zeichnet sich gegenüber der herkömmlichen Analog-LP vor allem aus durch den Wegfall sämtlicher Störgeräusche sowie jeglicher Verzerrungen bzw. Verfärbungen des Originalklangs, also durch den vollkommen ungetrübten Musikgenuß, von der erheblich besseren Haltbarkeit und Bedienungsfreundlichkeit des Produkts einmal abgesehen« (Csampai 1983, 55). Begründet wurde die Befürwortung der Compact Disc in erster Linie mit Meßwerten, die den CD-Tonträgern allgemein und den jeweils getesteten CD-Abspielgeräten bezüglich der Rauschabstände, Gleichlaufwerte, Dynamik-Umstände etc. eine klare Überlegenheit gegenüber der analogen Technik bescheinigten. Die meisten relevanten HiFi-Fachzeitschriften verschrieben sich nach Csampai von Anfang an der CD-Technologie und publizierten in jeder Ausgabe Tabellen und Grafiken, die die Überlegenheit der neuen gegenüber der alten Technologie belegen sollten.
|