- 29 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Andere transnationale Konzerne wie BMG Ariola, CBS (über CBS-Sony einer der beiden Hersteller von CDs) und WEA äußerten sich wohlwollend bis zögernd; sie veröffentlichten nur wenige Titel. Ariola plante beispielsweise anfangs nur zehn bis fünfzehn Veröffentlichungen. Polygram als Tochtergesellschaft von Philips, der am meisten in die CD-Technologie involvierte Tonträgerkonzern, startete dagegen gleich mit hundertfünfundzwanzig Veröffentlichungen in das CD-Zeitalter. Die Skepsis bei EMI verschwand im übrigen schnell. Schon zwei Monate später hieß es:

»›Nun wird sich EMI doch weltweit an dem von Philips entwickelten Compact-Disc-System beteiligen.‹ Das teilte Baskhar Menon, weltweiter Chef von EMI Music, mit. Ursprünglich hatte es wegen der von Philips für die Entwicklung von CD geforderten Lizenzzahlungen bei dem britischen Konzern Widerstände gegen die Übernahme der CD-Technologie gegeben. Offensichtlich sind jedoch diese Schwierigkeiten inzwischen aus der Welt geschafft worden, denn EMI Music wird international CD-Mitveröffentlichungen in den USA und in Europa unterstützen. Über 200 Titel sollen weltweit in den nächsten zwölf Monaten auf den Markt kommen« (Der Musikmarkt 10/83, 6).

Im Bereich der Unterhaltungselektronik hatten schon im Herbst 1983 – also ein knappes halbes Jahr vor der Einführung der CD – zweiunddreißig Gerätehersteller ihr Votum für das Compact-Disc-System abgegeben (vgl. Lencher 1982, 14).

Im folgenden werde ich die Entwicklung des Tonträgermarktes in Deutschland von 1983 bis 1994 unter dem Aspekt des jeweiligen Anteils der einzelnen ›Longplay‹-Tonträgerarten (LP, MC, CD) am Gesamtmarkt erläutern. Ich stütze mich hierbei auf Statistiken der Phonographischen Wirtschaft, die mehr als 80 % des deutschen Tonträgermarktes repräsentieren.

1983, im Jahr der Einführung der Compact Disc, wurden 0,9 Mio. CDs, 76,8 Mio. LPs und 45,7 Mio. MCs verkauft. Waren Langspielplatten zwar noch bis einschließlich 1987 die von den Absatzzahlen her bedeutendste Tonträgerkategorie, so setzte sich in den folgenden Jahren – abgesehen von 1985 – im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr der 1979 begonnene Abwärtstrend fort. Erreichten die verkauften Stückzahlen mit 112,5 Mio. im Jahr 1978 ihren bis dahin höchsten Stand, nahm der Absatz in den Jahren 1979 (111,2 Mio. Stück) und 1980 (109,5 Mio. Stück) leicht ab und sank 1981 (97,9 Mio. Stück) erstmals um über 10 Mio. Stück gegenüber dem Vorjahr. Dieser starke Negativtrend setzte sich in den Jahren 1982 (87,4 Mio.) und 1983 (76,8 Mio. Stück) fort, relativierte sich etwas 1984 (71,1 Mio.), wurde 1985 (74,0 Mio. Stück) von einem leichten Anstieg unterbrochen, der in den folgenden Jahren wiederum einem Abwärtstrend wich (vgl. Tab. 2.2, S. 34).

Parallel zum Niedergang der Langspielplatte begann der Aufstieg der Compact Disc, der ab 1988 zum Siegeszug geriet. Hielten sich die CD-Absatzzahlen 1984 (3,0 Mio. Stück gegenüber 0,9 Mio. Stück 1983) und 1985 (6,8 Mio. Stück) noch in Grenzen, begann sich dies 1986 (13,3 Mio. Stück) und 1987 (22,8 Mio. Stück) zu ändern. Anhand der Tabelle 3 wird deutlich, daß ab 1987 der Aufstieg der Compact Disc den Niedergang der LP letztendlich beschleunigte, die jeweiligen Absatzzahlen der Jahre 1987 bis 1994 machen dies plausibel. 1988 wurden 39,2 Mio. CDs verkauft (1987: 22,8 Mio.), die Anzahl der abgesetzten Langspielplatten betrug 57,6 Mio. (1987: 66,3 Mio.). 1990, sicherlich begünstigt durch die Vereinigung der beiden


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