- 24 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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und »Produktzellen« erfolgten, die in den meisten Fällen aber von den großen Konzernen teil- oder vollfinanziert werden und diesen wohl als Erprobungsfeld für neue Künstler und Musikstile dienen.

Die Entwicklung des Welttonträgermarktes in den Jahren 1993–1995 widerspricht zum Teil der von Lüftner vorausgesagten Konsolidierung der Konzentration im Wettbewerb. EMI erwarb 1993 die deutsche Intercord, mit der vorher der Holtzbrinck-Konzern im deutschen Tonträgergeschäft vertreten war. 1994 kaufte Polygram das amerikanische Kultlabel Motown. 1995 schließlich kaufte die kanadische Seagram-Gruppe den MCA-Konzern vom japanischen Hardware-Hersteller Matsushita (vgl. Zombik 1995, 505). Nach Zombik haben sich allerdings trotz des umfassenden Konzentrationsprozesses die Tonträgermärkte in bezug auf den Marktzugang neuer Firmen als relativ offen erwiesen. Der Eindruck, die Märkte seien praktisch vollständig in der Hand der Major Companies trüge. In Deutschland operierten z. B. 300 Firmen im Tonträgergeschäft, darunter seien auch viele Kleinstfirmen. »Die weit überwiegende Mehrheit kann ihre Marktnische auf Dauer erfolgreich behaupten« (ebd.). Als Beispiele für einen erfolgreichen Marktzugang führt der Autor die Hamburger edel-Gruppe an, die über 100 Mio. DM umsetzen, sowie die Firmen SPV und ZYX-Music. Vielleicht wird es gerade aus dem Grunde, weil neue Firmen in der Lage sind, sich durch das frühzeitige Erkennen neuer Trends bzw. von Marktnischen einen festen Platz im Markt zu verschaffen, auch in Zukunft Übernahmen von Firmen kleiner und mittlerer Größe durch die multinationalen Tonträgerkonzerne geben. Es besteht aber – folgt man den Ausführungen Vormehrs – ebenfalls die Gefahr für nichtkommerzielle Labels, schnell wieder vom Markt zu verschwinden. »Da die finanzielle Ausstattung der Independent-Labels meist nicht ausreichend ist, Verkaufserwartungen nicht erreicht werden, Trends sehr schnell wechseln können, ist die Lebensdauer von Klein-Labeln meist recht kurz« (Vormehr 1992, 116).

Nach Lüftner ergeben sich aus Industriesicht vier zentrale Marktfaktoren, die den Weltmusikmarkt entscheidend beeinflussen. Diese sind: 1. der bereits angesprochene Wettbewerb, 2. die Technologie, 3. die Konsumenten, 4. der Handel.

Der Einfluß der Technologie auf den Weltmarkt wurde besonders durch den großen Erfolg des Tonträgers Compact Disc deutlich, auf dessen Verlauf später ausführlich eingegangen wird.

Der Konsumentenbereich war von der Veränderung der Demographie geprägt, da die Hauptzielgruppe der unter 25jährigen in vielen europäischen Ländern und den USA numerisch stark abnahm. Wo dies der Fall war, bemühte sich der Markt um ältere Zielgruppen.

Der Handel versuchte zunehmend eigene Marketing-Konzepte in Form aktiver Promotion von Künstlern, wie z. B. Auftritte dieser in den einzelnen Geschäften oder Aufstellung von Video-Monitor-Wänden, zu entwickeln und so stärker in das Marktgeschehen einzugreifen. Den zweiten großen Trend im Handel bildet die zunehmende Konzentration. Der stark ansteigende Absatz von Tonträgern durch die entstandenen oder vergrößerten Handelsketten, führte zu einem größer werdenden Druck auf die Händlerabgabepreise der Tonträgerfirmen.


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