- 18 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Die erweiterten technischen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Klangerzeugung, -organisation und -speicherung haben seit Beginn der achtziger Jahre zur Schaffung neuer Musikstile beigetragen bzw. diese erst ermöglicht. »Techno«, »House« und »Hip-Hop« haben sich innerhalb der Popmusik auf breiter Ebene etablieren können. Es handelt sich hierbei um Musikstile, die fast ausschließlich am technologischen Reißbrett entstehen. Während im »Hip-Hop«-Bereich die menschliche Stimme in Form des Rapgesangs eine zentrale Rolle spielt, existieren im »Techno«- und »House«-Bereich meist nur gesampelte Sprach- und Gesangsfetzen an wenigen Stellen innerhalb des Musikstücks. Die musikalische Basis des »Hip-Hop« besteht meist aus verschiedenen Samples von Schallplatten oder auch Compact Discs, z. B. »Funk«-Schallplatten aus den siebziger Jahren. Der Sampler ist somit neben der menschlichen Stimme das wichtigste »Musikinstrument« in diesem Bereich.

Gemeinsam scheint allen drei Musikstilen zu sein, daß sie ohne die heute vorhandenen technischen Möglichkeiten wohl in dieser Form nicht existieren würden. Der digitale Code von 0 oder 1, an oder aus, spiegelt sich in dieser Musik (besonders im »Techno«-Bereich) wider. Dynamik im Sinne allmählicher Steigerung gibt es nicht, die einzelnen Klangquellen werden in der Regel einfach zu- oder abgeschaltet. Die konstruktionsbedingte Arbeitsweise der neuen elektronischen Musikinstrumente (z. B. Speicherkapazität), die ihnen eigene Klangästhetik, beeinflußt zum Teil die mit ihrer Hilfe produzierte Musik und hierüber das musikalische Denken der beteiligten Musiker sowie den Geschmack der Hörer.

»Aber der elektronische Sound ist nicht das einzige Resultat des außergewöhnlich hohen, um nicht zu sagen: übermächtigen Anteils neuartiger musikalischer Klangerzeuger; auch die musikalische Struktur der verschiedenen Rock-, Pop- und Jazzmusikstile4

4 Auf Teilbereiche der Rock-/Popmusik und auf große Teile der Jazzmusik dürfte diese Aussage von Enders nur in sehr geringem Maße zutreffen.
wird durch die neuen Klangformen und Spieltechniken beeinflußt und prägt folglich den Musikgeschmack der massenmedial versorgten Rezipienten. Zum Beispiel evozieren die aus produktionsökonomischen Gründen eingesetzten Musikautomaten (Sequencer, Arranger, Rhythmusgeräte) die musikalische Dominanz häufig repetierender Klangmuster (Patterns), die kaum noch variiert werden und bis in die Ebene der feinmodulatorischen Prozesse absolut identisch bleiben. (...) Bei jugendlichen Musikern, die mit den begrenzten Möglichkeiten der Sequencer oder älterer Sequencerprogramme musikalisch aufwuchsen, kann man tatsächlich so etwas wie ein patternorientiertes Musikdenken beobachten« (Enders 1994, 470).

Die Arbeitsweise von Musikern in von Computern und Musikautomaten geprägten musikalischen Bereichen wird also von der Technik vorstrukturiert, in einem weitaus höheren Maße als z. B. mechanische Instrumente wie das Klavier oder auch elektroakustische Instrumente wie die E-Gitarre durch ihre Bauweise dies bei »handgemachter« Musik tun.

»Die Entwicklung neuer Technologien hat die Musik, die Musikausübung und Hörgewohnheiten entscheidend beeinflußt und verändert. Neue Technologien und Produktionsverfahren haben elektronische Musikinstrumente zum erschwinglichen Musikinstrument für jedermann werden lassen. Elektronische Musikinstrumente haben wesentlichen Anteil an der Popularisierung des aktiven Musizierens« (Hintz 1993, 345).


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