- 13 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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1.4.  Die Auswirkungen der technologischen Entwicklung im Bereich der Klangerzeugung, -organisation und -speicherung auf den Musikmarkt

Ansgar Jerrentrup weist in seiner Schrift »Künstlerische Chancen, aktuelle und mögliche kulturelle Auswirkungen der neuen Musiktechnologie« darauf hin, daß es sich bei den modernen elektronischen Musikinstrumenten (wie z. B. digitale Synthesizer, Sampler, Hardware-Sequenzer) um einen völlig neuen Typus von Musikinstrumenten handelt, der mit Hilfe der ›High Technology‹ geschaffen wurde und bereits hinsichtlich der Herkunft mit keinem früheren Typus verglichen werden kann. Die neuen Musikgeräte stellen gewissermaßen »Abfallprodukte« technisch wesentlich komplexerer Geräte dar,

»deren Prototypen in den Forschungszentren für mathematische Berechnungen oder in der Militärtechnik entstanden. (...) Ein digitales Musikinstrument ist also nicht aus den Bedingungen und Möglichkeiten einer bestimmten Technologie heraus entstanden, wie es bei mechanischen (akustischen) Instrumenten eher der Normalfall war, sondern gewinnt erst durch spezielle Schaltungen und musikrelevante Informationen, mit denen die Arbeitsspeicher gefüttert werden müssen, sowie durch musikspezifische Bedienungselemente seine charakteristische Funktionsweise« (Jerrentrup 1993, 14f.).

So handelt es sich bei einem Homecomputer um einen funktionsneutralen Rechner, der erst durch bestimmte Programme und musikalische Daten zum Musikinstrument wird und äußerlich ja niemals dem entspricht, was allgemein ›noch‹ unter einem Musikinstrument verstanden wird. Da digitale Geräte neben einfachen Sounddaten auch subtile Klangcharakteristika wie beispielsweise Ein- und Abklingphasen eines Klaviers abspeichern können, die jeweiligen Klangdaten per Knopfdruck verfügbar sind, werden die Einsatzmöglichkeiten in einer Weise erweitert, wie sie mit einem traditionellen mechanischen Instrumentarium nicht erreicht werden; insbesondere dann, wenn mehrere digitale Instrumente mittels MIDI im Verbund betrieben werden. »Durch eine solche ›Vernetzung‹ wird der Musiker in die Lage versetzt, eine riesige Klangmasse zu steuern, die weit über die Größe eines kompletten Orchesterapparates mit seinen vielen Musikern gehen kann« (ebd., 15). Da die Hersteller sich frühzeitig (1983) auf MIDI als den internationalen Standard für den Datenaustausch zwischen elektronischen Musikinstrumenten (z. B. Synthesizer), Instrumententypen (z. B. Sampler, Sequenzer) und Zusatzgeräten (z. B. digitale Multieffektgeräte) einigten, stellten sich hier viele Probleme hinsichtlich der Kompatibilität von Geräten unterschiedlicher Hersteller, wie sie bei der EDV-Einführung in anderen Wirtschaftsbereichen auftraten, nicht.

Analog zur technologischen Entwicklung entstand ein neuer Typus des Berufsmusikers, der auf seine Weise ähnlich virtuos mit dem neuen Instrumentarium umgeht, wie der Klaviervirtuose mit seinem mechanischen Instrument. Bei der Produktion von Pop- und Rockmusik unterscheidet Jerrentrup hierbei vier Berufsfelder:

  1. Der Musiker, der die kreativen Grundideen liefert und das für die erste Verarbeitung dieser musikalischen Basis nötige technische Intrumentarium korrekt zu bedienen weiß.


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