1.4. Die Auswirkungen der technologischen Entwicklung im Bereich der
Klangerzeugung, -organisation und -speicherung auf den Musikmarkt
Ansgar Jerrentrup weist in seiner Schrift »Künstlerische Chancen, aktuelle und mögliche
kulturelle Auswirkungen der neuen Musiktechnologie« darauf hin, daß es sich bei den
modernen elektronischen Musikinstrumenten (wie z. B. digitale Synthesizer, Sampler,
Hardware-Sequenzer) um einen völlig neuen Typus von Musikinstrumenten handelt, der
mit Hilfe der ›High Technology‹ geschaffen wurde und bereits hinsichtlich der Herkunft
mit keinem früheren Typus verglichen werden kann. Die neuen Musikgeräte
stellen gewissermaßen »Abfallprodukte« technisch wesentlich komplexerer Geräte
dar,
»deren Prototypen in den Forschungszentren für mathematische
Berechnungen oder in der Militärtechnik entstanden. (...) Ein digitales
Musikinstrument ist also nicht aus den Bedingungen und Möglichkeiten
einer bestimmten Technologie heraus entstanden, wie es bei mechanischen
(akustischen) Instrumenten eher der Normalfall war, sondern gewinnt erst
durch spezielle Schaltungen und musikrelevante Informationen, mit denen
die Arbeitsspeicher gefüttert werden müssen, sowie durch musikspezifische
Bedienungselemente seine charakteristische Funktionsweise« (Jerrentrup
1993, 14f.).
So handelt es sich bei einem Homecomputer um einen funktionsneutralen Rechner, der
erst durch bestimmte Programme und musikalische Daten zum Musikinstrument wird
und äußerlich ja niemals dem entspricht, was allgemein ›noch‹ unter einem
Musikinstrument verstanden wird. Da digitale Geräte neben einfachen Sounddaten auch
subtile Klangcharakteristika wie beispielsweise Ein- und Abklingphasen eines Klaviers
abspeichern können, die jeweiligen Klangdaten per Knopfdruck verfügbar sind,
werden die Einsatzmöglichkeiten in einer Weise erweitert, wie sie mit einem
traditionellen mechanischen Instrumentarium nicht erreicht werden; insbesondere
dann, wenn mehrere digitale Instrumente mittels MIDI im Verbund betrieben
werden. »Durch eine solche ›Vernetzung‹ wird der Musiker in die Lage versetzt,
eine riesige Klangmasse zu steuern, die weit über die Größe eines kompletten
Orchesterapparates mit seinen vielen Musikern gehen kann« (ebd., 15). Da die
Hersteller sich frühzeitig (1983) auf MIDI als den internationalen Standard
für den Datenaustausch zwischen elektronischen Musikinstrumenten (z. B.
Synthesizer), Instrumententypen (z. B. Sampler, Sequenzer) und Zusatzgeräten
(z. B. digitale Multieffektgeräte) einigten, stellten sich hier viele Probleme
hinsichtlich der Kompatibilität von Geräten unterschiedlicher Hersteller, wie sie
bei der EDV-Einführung in anderen Wirtschaftsbereichen auftraten, nicht.
Analog zur technologischen Entwicklung entstand ein neuer Typus des Berufsmusikers,
der auf seine Weise ähnlich virtuos mit dem neuen Instrumentarium umgeht, wie der
Klaviervirtuose mit seinem mechanischen Instrument. Bei der Produktion von Pop- und
Rockmusik unterscheidet Jerrentrup hierbei vier Berufsfelder:
- Der Musiker, der die kreativen Grundideen liefert und das für die erste
Verarbeitung dieser musikalischen Basis nötige technische Intrumentarium
korrekt zu bedienen weiß.
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