- 105 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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notwendigen Infrastruktur keine baldige Einführung dieser Angebotsform erwarten. Das zweite erfolgversprechende Projekt digitalen Hörfunks ist Digital Audio Broadcasting (DAB). Im Gegensatz zu ADR ermöglicht DAB aufgrund des terrestrischen Empfangs auch den mobilen Empfang. DAB kann sowohl im Auto als auch über tragbare Radiogeräte empfangen werden. Ursprünglich sollte mit der Einführung von DAB 1995 begonnen werden. Dieser Termin wurde jedoch bis auf weiteres von der ARD verschoben, um die Gebührenerhöhung im Jahr 1997 abzuwarten, da der finanzielle Aufwand von ca. 500 Millionen DM nicht aufgebracht werden konnte. DAB wurde bisher erst im Rahmen einiger Pilotprojekte getestet, eine Einführung wird wohl in naher Zukunft nicht erfolgen.

Falls sich die digitalen Projekte im Hörfunkbereich als Massenmedium etablieren, ist mit einer weiteren Zunahme des Programmangebotes sowie neuer Angebotsformen wie Pay-radio und eventuell Audio-on-demand zu rechnen, was dann zu einer größeren, partiellen Substitution durch Radiosendungen bzw. deren Mitschnitt führen kann. Bei Nutzung digitaler Aufzeichnungstechnologie werden die Mitschnitte zudem von gleicher Qualität wie die Original CDs sein.

Bereits jetzt hat das Vordringen privater Sender das Angebotsspektrum an Musiksendungen strukturell verändert (vgl. Brodbeck/Hummel 1991, 82). Zu nennen sind hier die immer stärkere Marktsegmentierung, eine Spezialisierung der Programmanbieter auf bestimmte »Musikfarben« und die Zunahme des Anteils populärer U-Musik am Gesamtprogramm. Diese beiden Veränderungen können als Kommerzialisierung des Mediums Radio verstanden werden.

Das Fernsehen ist im Gegensatz zum Radio primär kein Musikmedium. Für das Medium Fernsehen wird ebenfalls die Digitalisierung angestrebt, wodurch neue Programmformen wie Pay-per-view und Video-on-demand sowie eine weitaus größere Programmanzahl möglich würden. Diese Entwicklung steht aber bisher noch ganz am Anfang.

Musiksendungen haben in der Regel keinen großen Anteil an der Gesamtsendezeit der einzelnen Programme. Eine Ausnahme bilden die in der Folge des institutionellen und technologischen Wandels entstandenen Musikspartenkanäle, deren bekanntester und fest etablierter Vertreter in Deutschland MTV ist. Bei MTV wird Musik rund um die Uhr gesendet, fast ausschließlich in Form von Videoclips. Das Programmkonzept von MTV ist das eines visuellen Radios. Videoclips stellen seit Anfang der achtziger Jahre eine neue Form der Zusammenführung von Bild und Ton dar. Es gab sie zwar bereits in den sechziger Jahren, doch die Konzeption der damaligen Musikvideos kann nicht mit der typischen MTV-Ästhetik der schnellen Schnitte verglichen werden, wie sie sich in den achtziger Jahre entwickelte. Diese Machart der Videoclips wurde erst durch eine weiterentwickelte Technik innerhalb der Produktion dieses Mediums möglich. Nach Wicke wäre das Musikvideo ohne den elektronischen Bildschnitt, die computergesteuerte Bildsynthese und die digitalen Videoeffekte nicht denkbar, weil künstlerisch nicht beherrschbar, weshalb es sich trotz einer Reihe früherer Versuche auch erst in den achtziger Jahren behaupten konnte (vgl. Wicke 1990, 481). Demnach kann das Musikvideo in seiner heutigen Form als Produkt des technologischen Wandels angesehen werden. Videoclips wurden als neues Musikmedium von MTV populär gemacht, ihnen kommt heute eine


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