wichtige Rolle bei der
Promotion von Tonträgern zu. Nach Reetze liegt denn auch die Wurzel heutiger
Videoclips im Werbespot (vgl. Reetze 1989, 99). Meines Erachtens erfüllen
Videoclips eine doppelte Werbefunktion im Kontext von MTV: zum einen für die
Tonträger, zum anderen wird durch die Ausstrahlung der Videoclips eine bestimmte
Zielgruppe vor dem Bildschirm versammelt, die neben den Musikvideos auch die
Werbespots der Konsumgüterindustrie anschaut, hieraus finanziert MTV den
Sendebetrieb und erzielt Gewinn. Die hohen Kosten für die Herstellung eines
Videoclips verbunden mit der Wichtigkeit, die diesen Clips bei der heutigen
Promotion von Pop- und Rockmusik zukommt, vertiefen meiner Ansicht nach den
allerdings auch vorher schon vorhandenen Graben zwischen den Major-Companies
mit ihren großen Promotion-Budgets und ihren meist kommerziellen, auf den
Massengeschmack abzielenden Musikproduktionen und kleinen unabhängigen Labels
mit ihrer schwierigen finanziellen Situation, die nicht nur von der inhaltlichen
Qualität der Produktionen, sondern auch von der Vielfalt des Gesamtangebots
an Musik her betrachtet, für das Musikleben von nicht zu unterschätzender
Bedeutung sind. Da Klein-Labels in der Regel nicht in der Lage sind, teure
Videoclips zu bezahlen oder aber die Erstellung solcher Clips für bestimmte
Bands aufgrund des von ihnen produzierten musikalischen Inhalts, der nicht in
das zum Großteil auf die Interessen der Konsumgüterindustrie ausgerichtete
Programmkonzept von MTV zu passen scheint, ein zu hohes finanzielles Risiko birgt, ist
die Musik jener Labels auf einer im Bereich der Pop- und Rockmusik heute
sehr wichtigen Präsentations- und Promotionsebene nicht vertreten, was klare
zusätzliche Wettbewerbsnachteile gegenüber den Major-Companies nach sich
zieht.
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