- 104 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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zumindest wichtigen Vertriebswerkzeug von Musik werden. Der Zeitraum, in dem technologische Neuerungen wie digitale Aufzeichnungsmedien, digitaler Rundfunk, Multimedia, on-line-Datenbanken zu Massenmedien werden könnten, ist derzeit nicht absehbar. Auch das Ausmaß der Veränderungen des Musiklebens durch diese neuen Medien läßt sich heute noch nicht bestimmen. Festzuhalten bleibt, daß zunehmende Nutzungsmöglichkeiten neue Möglichkeiten der Urheberrechtsverletzung schaffen und hierauf im Interesse der Urheber mit entsprechenden Änderungen des Urheberrechts reagiert werden muß, die den Kontrollverlust der Rechteinhaber über ihre Musikwerke verhindern oder diesen einen angemessenen finanziellen Ausgleich sichern, was bisher nur ansatzweise erfolgt ist.

Die wichtigste Veränderung im Bereich des Hörfunks und des Fernsehens stellt der institutionelle Wandel dar. An die Stelle der ausschließlich von öffentlich-rechtlichen Sendern bestimmten alten Rundfunkordnung trat 1985 das duale System, das neben den öffentlich-rechtlichen auch die Zulassung privater Sender vorsieht. Die Entstehung der dualen Rundfunkordnung muß auch im Zusammenhang mit dem technologischen Wandel gesehen werden, da mit den neuen programmlichen Verteiltechniken von Kabel und Satellit die Programmkapazität vergrößert wurde, was vor allem im Bereich des Fernsehens erst die Voraussetzung für die Zulassung privater Sender schuf. Technologische Neuerungen im Bereich der Übertragungstechnik des Hörfunks konnten sich zwar bisher noch nicht auf breiter Ebene durchsetzen, werden aber angestrebt. Das erste digitale Projekt »Satellitenradio« (DSR) war ein Mißerfolg. Breunig sieht einen wichtigen Grund für das Scheitern von DSR darin, daß zwar eine neue Technologie, nicht aber neue Programme angeboten wurden. Inzwischen wurden zwei neue Projekte digitalen Rundfunks gestartet (vgl. Breunig 1995, 463 und 466). Astra Digital Radio (ADR), das über das Satellitensystem ASTRA ausgestrahlt wird, ermöglicht im Vergleich zu DSR (nur 16 Programme) ein weitaus größeres Programmangebot, nämlich 768 Programme. Bei ADR können zusätzlich Daten mitgesendet werden, die ein in die Fernbedienung integriertes Display anzeigen kann. Die ersten ADR-Reciver wurden im August 1995 vorgestellt, sie ermöglichten zu dieser Zeit den Empfang von 25 freien und 60 Pay-radio-Programmen des amerikanischen Anbieters DMX. Aufgrund der digitalen Technik lassen sich Pay-radio-Angebote mit ADR relativ einfach realisieren. Eine erste Veränderung, die der digitale Hörfunk mit sich bringt – die Akzeptanz durch die Hörer vorausgesetzt – wäre somit in der Einführung der neuen Angebotsform Pay-radio zu sehen, die Ausstrahlung eines Hörfunkprogramms in verschlüsselter Form gegen pauschale Bezahlung, bei der Musik ohne Werbeunterbrechungen rund um die Uhr gesendet wird. Eine weitere neue Angebotsform im digitalen Hörfunk könnte Audio-on-demand werden (Hörfunk auf Abruf), quasi eine interaktive Form von Pay-radio, die dem Hörer den Zugriff auf ein Archiv ermöglichen soll, aus dem er beliebige Beiträge oder Musik abrufen kann. Die Einführung von Audio-on-demand auf dem Markt hängt neben der Akzeptanz durch die Hörer von der Klärung urheberrechtlicher Fragen ab.

Die Tonträgerhersteller fordern eine angemessenen Beteiligung an den Gewinnen solcher Sender, da sie durch deren Aktivitäten Einbußen im Tonträgergeschäft befürchten. Überdies läßt der hohe finanzielle Aufwand zur Schaffung der für Audio-on-demand


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