Wurden 1983 noch
76,8 Millionen Langspielplatten und 0,9 Millionen CD’s abgesetzt, waren es zehn Jahre
später, also 1993 nur mehr 1,6 Millionen LPs und 152, 7 Millionen CD’s. Die
Vinyl-Single wurde durch die CD-Single ersetzt. Die Compact Disc – eine neue
technische Form der Musikvermittlung – war der wichtigste Wachstumsfaktor auf dem
Tonträgermarkt in den Jahren 1983 bis 1994. Vor allem durch den Erfolg der
CD erhöhte sich der Gesamtumsatz des Tonträgermarktes in Deutschland von
2.050 Millionen DM 1983 auf 4.660 Millionen DM im Jahr 1994. Durch die
Markteinführung der CD wurde die damalige Rezession auf dem Tonträgermarkt
vom Umsatz her betrachtet innerhalb von drei Jahren in einen positiven Trend
umgewandelt.18
18 Einschränkend muß hinzugefügt werden, daß natürlich auch die Verbesserung
der allgemeinen wirtschaftlichen Lage sowie die jeweils am Markt vertretenen
Musikproduktionen hierauf eingewirkt haben.
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Daneben konnte durch die Etablierung der CD eine Preissteigerung für Tonträger
durchgesetzt werden. Ursprünglich hatte ich vermutet, daß aufgrund der weit
verbreiteten Praxis der Plattenfirmen, primär in den Jahren 1985–1992
Neuerscheinungen auf CD und LP, zum Teil auch noch auf MC auf den Markt zu
bringen und den hiermit verknüpften Mehrkosten, daß sich dies negativ auf
die Anzahl der Neuerscheinungen ausgewirkt haben könnte. Diese Vermutung
hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil übte die Einführung der CD insofern
einen positiven Einfluß aus, als dadurch der auf dem Tonträgermarkt erzielte
Umsatz anstieg und sich hierüber der finanzielle Spielraum der Plattenfirmen
erweiterte.
Zwischen Hardware (z. B. CD-Player) und Software (z. B. CD) bestehen
Wechselwirkungen. So wirkt sich ein hoher Verkaufspreis der Abspielgeräte negativ auf
die Absatzzahlen der entsprechenden Tonträgerkategorie aus. Der hohe Verkaufspreis der
CD-Player in den ersten Jahren nach der Einführung der Compact Disc kann als ein
Grund für den sich anfänglich nur zögernd entwickelnden Erfolg dieses digitalen
Tonträgers gelten. Mit steigendem Absatz fielen die Preise für CD-Player; in der Folge
verfügten bereits 1991 24,8 % aller privaten Haushalte über ein solches Gerät.
Nestele zufolge ist der Musikmarkt zwar abhängig von den Innovationen der
Unterhaltungselektronik, kann aber durchaus auch Einfluß auf die Marktakzeptanz neuer
Aufnahme- und Wiedergabesysteme ausüben (vgl. Nestele 1992, 74). Der nicht erfolgte
Durchbruch der DAT-Technologie läßt sich zumindest teilweise auf die anfängliche
Weigerung der Tonträgerfirmen zurückführen, bespielte DAT-Kassetten anzubieten.
Für den Erfolg neuer Gerätetechnologien scheint also bisher die Verfügbarkeit
entsprechender bespielter Tonträger von großer Bedeutung zu sein. Der Widerstand der
Tonträgerindustrie gegen die Einführung von DAT lag in der Möglichkeit begründet, mit
dieser Technologie Kopien von digitalen Tonträgern in 1:1-Qualität zu erstellen; man
nahm an, daß die positive Entwicklung des Tonträgermarktes hierdurch gefährdet
würde.
Der Tonträger-Weltmarkt wurde vor allem in den Jahren 1986–1992, also nach
Einführung der CD, von starker Konzentration geprägt. Wichtigste Ereignisse innerhalb
dieses Prozesses waren die geschilderten Aufkäufe mittlerer und großer Labels bzw.
Konzerne durch die Major-Companies und branchenfremde Unternehmen. Monti Lüftner
ging nach dem Verkauf von Virgin an EMI im Jahr 1992 von einer Konsolidierungsphase
in bezug auf die Konzentrationsprozesse im Tonträgermarkt aus, da fast alle
mittleren und kleineren Labels zu diesem Zeitpunkt bereits
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