daß jeder Spieler
gleichzeitig auch Hörer ist und beim Spielen das Gehörte mit einbezieht. Ein zweiter
äußerer Regelkreis entsteht, wenn es Zuhörer gibt und der Spieler auch von ihnen
Rückmeldungen zu seinem Spiel erhält.
Für die Analyse gespielter Rhythmen in interaktiven Programmen ist zunächst der
innere Regelkreis von Bedeutung. Die Frage ist, inwieweit die Struktur, die ein Hörer
wahrnimmt, mit der vom Spieler intendierten Struktur übereinstimmt. Dies würde im
Idealfall bedeuten, daß der Spieler seine Auffassung der Struktur dem Zuhörer
unverändert vermitteln kann. Hieraus ergeben sich die Fragen, wie genau der Spieler
sein Spiel steuern kann und welchen Einfluß die Wahrnehmung auf das Spiel
hat.
3.5.1. Genauigkeit der Umsetzung
Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, daß die Genauigkeit des Spiels bei geübten
Musikern sehr hoch ist und entscheidend durch die auditive Rückkoppelung bestimmt
wird. Die Abweichungen, die durch zufällige Schwankungen und Verzögerungen in der
peripheren Steuerung erzeugt werden, sind offenbar vergleichsweise klein. So war in
einem Experiment von Clarke die Abweichung zwischen mehreren Interpretationen eines
Werkes durch denselben Pianisten gering, die Abweichung von der rein metrischen
Sequenz jedoch erheblich; der Pianist hat also ein hohes Maß an Kontrolle über die
Ausführung.91
Repp hat festgestellt, daß die motorische Steuerung von Synchronisationsaufgaben sehr viel
genauer ist als die Mechanismen, die eine bewußte Erkennung bestimmter Abweichungen
ermöglichen.
92 Finney
hat in seiner Untersuchung gezeigt, daß die Leistung eines Spielers stark von der auditiven Rückmeldung
abhängt,
93
und Summers, Bell und Burns konnten nachweisen, daß die Genauigkeit
der Ausführung von Rhythmen kaum vom verwendeten Körperteil
abhängt.
94
Man kann also davon ausgehen, daß die auditive Wahrnehmung des Musikers wesentlich
für die Gestaltung seiner Ausführung ist.
Ein weiteres Indiz dafür, daß die Timing-Muster eines Spielers durch die Wahrnehmung
bestimmt werden, ist der Synchronisationsfehler, der beim Klopfen zu einer regelmäßigen
Pulsfolge (Metronom) entsteht. In Laboruntersuchungen klopfen Versuchspersonen bei
der Synchronisation mit einer isochronen Sequenz ca. 30 ms zu früh, abhängig von der
Frequenz. Frühere Hypothesen gingen davon aus, daß die Dauer der Übertragung der
sensorisch-motorischen Signale von und zur Hand oder Fuß der Grund für diesen Fehler
ist.95
Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß es sich um einen Fehler der
Wahrnehmung bzw. Abschätzung des Zeitverlaufs handelt, der durch das Einspielen
anderer Geräusche in der Zeit zwischen den Pulsen fast vollständig neutralisiert werden
kann.
96
Man kann also davon ausgehen, daß der Grund für Abweichungen von metrischen
Sequenzen weniger in der motorischen Umsetzung liegt als vielmehr in Eigenschaften