anzunehmen, daß diese Werte mit hoher Genauigkeit allgemein gelten. Man kann
allerdings die Größenordnungen der Eckwerte als gesichert betrachten, da die Plastizität
des Gehirns begrenzt ist und vor allem eine Reorganisation der Wahrnehmung
ermöglicht, während die Verarbeitungsgeschwindigkeit sich weniger stark beeinflussen
läßt.
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Die Werte auf den unteren Ebenen der Verarbeitung sind zuverlässiger, da sich hier die
physische Beschaffenheit des Wahrnehmungsapparates und der beteiligten Nervenzellen
direkter auswirken als auf höheren Verarbeitungsebenen.
3.2.1. Gleichzeitigkeit
Damit eine Klangfolge als aus zwei Ereignissen bestehend wahrgenommen wird, muß sie
sich in ihrer spektralen Zusammensetzung, Intensität, Frequenz oder räumlichen Position
verändern. Dabei ist die Dauer des Übergangs entscheidend für die Wahrnehmung von
Zusammenhang oder Trennung. Die Eigenschaften dieser Übergänge sollen hier
nicht im Detail erörtert werden, wir gehen von gegebenen Ereignisgrenzen aus.
Lediglich die obere zeitliche Grenze der Verschmelzung zweier Klänge ist hier von
Interesse, da sie eine Grenze für die Wahrnehmung rhythmischer Strukturen
bildet.
Die Grenze der perzeptuellen Fusion zweier Impulse, also bis zu
welchem zeitlichen Abstand sie als ein einzelner Impuls wahrgenommen
werden, liegt bei ca. 3 ms, bei manchen Menschen auch bei bis zu 5
ms.19
Unter Laborbedingungen können Versuchspersonen ab diesem zeitlichen Abstand bei der
Präsentation von Impulsen nacheinander auf beide Ohren im Abstand von 1 ms
feststellen, daß zwei Impulse vorhanden waren. Abstände unterhalb dieser Schwelle
werden als räumliche Verschiebung nur eines Impulses wahrgenommen. Damit
korrespondiert, daß die Laufzeitdifferenz des Schalls zwischen beiden Ohren eines
Menschen abhängig von Kopfform und Ort der Schallquelle im Bereich bis zu 1 ms
liegt. Unterhalb von 1 ms ist also eine Unterscheidung zwischen einer und zwei
Schallquellen nicht möglich. Diese Unterscheidung ist vermutlich eine Leistung
peripherer Bereiche des Nervensystems, da sie auch bei Hirnschäden unverändert
bleibt.
20
3.2.2. Reihenfolge
Auch wenn zwei Ereignisse wahrgenommen werden, ist eine Erkennung der
Reihenfolge der Ereignisse erst ab einem Abstand von 30–50 ms möglich. Diese
Grenze ist über verschiedene Modalitäten konstant und tritt auch bei anderen
Versuchen auf.Die Verteilungen der Reaktionszeiten von Verfolgungsbewegungen
der Augen und anderen Reaktionstests haben Maxima bei Vielfachen von 30
ms.21
Nach
Pöppel messen wir daher mit der Grenze für die Erkennung der zeitlichen Ordnung auch »die
Minimalzeit, die erforderlich ist, um elementare Ereignisse, die Bausteine