- 30 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (29)Nächste Seite (31) Letzte Seite (247)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Die Anzahl der Noten in einer Sequenz wird ihre Länge genannt.

Definition 2.5.1 Ein rhythmisches Motiv ist eine zusammenhängende Teilmenge M einer monophonen Sequenz S der Länge s: M = {nk,...,nl}< S,1 < k < l < s  (- N.

Diese Motivdefinition ist noch zu allgemein, um die Eigenschaften von Motiven in der Musiktheorie oder der musikalischen Wahrnehmung zu beschreiben. Es geht hier zunächst nur um die Definition einer geeigneten Repräsentation. Diese Definition ist allgemeiner als die in der Musikwissenschaft verbreitete Bedeutung. Ullsteins Musiklexikon definiert Motiv als »eine Art Baustein, denn in dem Motiv lebt eine Kraft, die zur Erweiterung drängt«.68

68 Herzfeld (1974, Stichwort Motiv).

Riemann spricht vom thematischen Motiv als »kleinste Einheit von selbständiger Ausdrucksbedeutung«69

69 Riemann (1903, S. 14).

in der Rolle eines »größere Formen aus sich heraus erzeugenden Keimes«70

70 Riemann (1903, S. VIII).

. Da aber die Bestimmung der Bedeutung eines Motivs für die Struktur eines Stückes erst das Ergebnis einer Analyse sein kann, sollen hier keine Einschränkungen gemacht werden, deren Formulierung erst das Ergebnis einer hier zu entwickelnden Methode sein kann. Mazzola spricht in diesem Zusammenhang von Prämotiven, faßt den Begriff aber noch weiter, indem er auch Prämotive zuläßt, die aus nicht benachbarten Noten bestehen.

Ein Motiv wird hier als die kleinste wahrnehmungsmäßige Zusammenfassung von Noten angesehen, daher darf ein Motiv nicht aus Motiven zusammengesetzt sein. Diese Definition entspricht etwa der von Riemann. Nach der Definition in seinem System der Rhythmik und Metrik ist ein Motiv »der musikalische Inhalt einer unserer Auffassung bequemen mittleren Zeiteinheit«.71

71 Riemann (1903, S. VII).

Es ist eines der Ziele dieser Arbeit, mögliche Kriterien dafür anzugeben, was eine ›unserer Auffassung bequeme‹ mittlere Zeiteinheit ist und wann eine Gruppe von Noten als Motiv wahrgenommen wird. Dabei gibt es individuelle Unterschiede, so daß eine eindeutige allgemeingültige Bestimmung von Motiven nicht zu leisten ist. Daher wird versucht, Kriterien und Verfahren zu deren Berechnung zu entwickeln, die eine flexible Modellierung ermöglichen.

Die Aufteilung einer Sequenz in Motive definiert eine Segmentierung:

Definition 2.5.2 Eine disjunkte Überdeckung Sg einer monophonen Sequenz S durch Motive heißt Segmentierung.

In einer Segmentierung haben verschiedene Motive keine gemeinsamen Töne und jeder Ton ist einem Motiv zugeordnet. Eine Segmentierung sg einer Sequenz S der


Erste Seite (i) Vorherige Seite (29)Nächste Seite (31) Letzte Seite (247)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 30 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen