dem
chronos
protos. Die musikalische Metrik unterscheide sich eben von der poetischen durch die
Unterteilbarkeit der Schläge, d.h. er vollzieht den Übergang von
nach

, und er
spekuliert, daß die musikalische Metrik eine Verallgemeinerung der poetischen Metrik
sei oder zumindest sein könne. Er setzt eine, jedem musikalischen Rhythmus
zugrundeliegende, regelmäßige Zeiteinteilung voraus. Dabei zielt er allerdings auf
eine
abstrakte Zeiteinteilung ab und verweist darauf, daß eine Einteilung der
Zeit beim Hörer nur dadurch zustandekommt, daß es sinnlich wahrnehmbare
Ereignisse in der Zeit gibt. Deren
erkennbare Regelmäßigkeit mache aber gerade
den musikalischen Rhythmus aus. Hier argumentiert Riemann psychologisch,
indem er das Erkennen als Kriterium angibt, führt diesen Ansatz aber nicht
konsequent weiter. Riemanns Forderung, das Metrum anhand der konkreten
Inhalte zu bestimmen, entspricht einer vom Hören ausgehenden Auffassung. Die
konkreten Inhalte selbst sind allerdings auch Gegenstand des hörenden Erkennens,
was Riemann jedoch nicht berücksichtigt. Er beschreibt die Markierung des
Metrums durch den Interpreten, nicht aber den Prozeß der Erkennung durch den
Hörer.
Riemann setzt voraus, daß es eine Hierarchie von Periodizitäten gibt, die in
ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen und von denen bestimmte in der
Wahrnehmung hervortreten. Er gibt den Bereich des normalen Tempos von 60 bis
120 MM an. Der Grundschlag eines Rhythmus wird durch die Periode bestimmt, die in
diesen Bereich fällt. Die Erkennung von Metren durch den Hörer verläuft aber gerade
umgekehrt, die Hierarchie der Periodizitäten muß erst vom Hörer aufgebaut
werden.63
Sie ist in dem Sinne abstrakt, daß sie zwar durch die Ereignisse angeregt wird und diesen
folgt, aber auch Erwartungen und Gewichtungen zu Zeitpunkten erzeugt, an denen sich
keine Ereignisse befinden. Das Metrum entsteht erst durch die Aktivität des
Hörers und ist eine subjektive Aufteilung der Zeit durch den Hörer. Obwohl
Riemann die Aktivität des Hörers betont, berücksichtigt er sie nicht ausreichend,
denn er geht vom Notentext aus, wo eine solche Hierarchie von Periodizitäten
durch den Takt und die Notenwerte gegeben ist. Allein der Aspekt des Metrums
macht deutlich, daß der Prozeß, der von einer Folge musikalischer Ereignisse zu
einer empfundenen Regelmäßigkeit führt, komplexer ist als das, was Riemann
ausführt.
Die konkreten Inhalte, die ein Metrum begründen, sind für ihn die thematischen
Motive, deren Aufteilung die Gewichtung der Noten bestimmt. Dadurch, daß er anders
als Hauptmann nur die auftaktige, nach Hauptmanns Terminologie metrisch negative
Gliederung als Normalfall zuläßt, wird es ihm möglich, Rhythmik und Metrik in ein
einheitliches System zu bringen. Dies führt jedoch zu Problemen, denn Riemann muß
viele Motive als nicht auftaktig anerkennen und erklärt sie als Auslassungen,
Zusammenziehungen, Dehnungen oder in anderer Weise von auftaktigen Motiven
abgeleitet.
Riemanns System setzt die Taktrhythmik, d.h. ein Metrum, zwingend voraus. So
bezeichnet Riemann den Begriff eines melischen Rhythmus, also eines Rhythmus ohne
metrische Bindung, als Unsinn, da es ihn nach seiner Definition nicht geben kann. Sein
Versuch, die Einheit von Metrum und Rhythmus zu erzwingen,