entlang der E-Achse dar. Eine Veränderung des Tempos entspricht einer Dilatation,
wobei auch der Beginn der ersten Note verschoben wird, wenn
nE(1)
0 gilt. Daher wird
man meist Translationen und Dilatationen zulassen. Die üblichen Gestaltabbildungen
dienen dazu, die Invarianten zu einer bestimmten Abbildung zu betrachten. Für
Translationen ist dies die Abbildung auf die Einsatzabstände zwischen den Noten eines
Motivs, für Dilatation und Translation ist es die Abbildung auf die Relationen der
Einsatzabstände.
Betrachtet man diese Abbildungen nicht in MOT, sondern in t(MOT), so ergibt sich
eine weitere Abstraktionsmöglichkeit in der Anwendung eines paradigmatischen
Themas Pn, d.h. einer Gruppe von Abbildungen auf Gn,t, die bezüglich
eines Maßes d Isometrien sind. Ein solches paradigmatisches Thema ist die
Kontrapunktgruppe die von Umkehrung und Krebsgang erzeugt wird. In der
Mathematischen Musiktheorie wird die Gesamtheit aller Motive, die sich durch
Anwendung von Elementen aus P ineinander überführen lassen, als Gestalt
bezeichnet.25
Mathematisch gesehen ist die so definierte Gestalt eines Motivs
M die Bahn
Pnt(M)
von
M:
 | (6.3) |
Der Gestaltabstand zweier Gestalten G1,G2 wird dann definiert als das Minimum
der Abstände zwischen den Elementen der Gestalten (d.h. Elementen aus Bildern von
Motiven):
 | (6.4) |
Der Gestaltabstand beschreibt also den minimalen Abstand zweier Motive
unter Anwendung bestimmter Veränderungen. Die paradigmatische Gruppe
der Translationen und Dilatationen mit d als dem euklidischen Abstand der
Einsatzzeiten liefert z.B. für gd den kleinsten Abstand bei optimaler zeitlicher
Verschiebung. Anders ausgedrückt reduziert die Gestaltabbildung die Motive auf einen
bestimmten Aspekt A, die paradigmatische Gruppe dividiert einen Teilaspekt B,
z.B. die zeitliche Position, heraus. Der Gestaltabstand stellt sich dann als der
geringstmögliche Abstand in einem Maß d bezüglich eines Aspekts A dar wenn man
einen Aspekt B unberücksichtigt läßt, , z.B. Übereinstimmung der Einsatzzeiten wenn
die zeitliche Position und die Transposition eines Motivs nicht berücksichtigt
werden.
Dieser mathematische Rahmen ist sehr flexibel und gut geeignet, Ähnlichkeit unter
verschiedenen Aspekten zu modellieren. Die Möglichkeit, Ähnlichkeit unabhängig von
Position und Tempo zu definieren, entspricht der Fähigkeit musikalischer Hörer, die gut
von diesen Größen abstrahieren können. Damit werden z.B. auch Augmentationen und
Diminuitionen erfaßt oder Beziehungen zwischen Teilen in verschiedenen Tempi. Dies
eröffnet die Möglichkeit, Ausführungsdaten zu verwenden und die zeitliche Gestaltung
einer Interpretation zu untersuchen.
Die Information über die abweichenden Aspekte, etwa um wieviel das Tempo
abweicht, wird in der Mathematischen Musiktheorie allerdings nicht berücksichtigt. Dies
wäre jedoch wichtig, um z.B. das Tempo zu bewerten oder die Position, an der