Der Vorteil des String-Matchings ist, daß das Ergebnis der Verarbeitung nicht nur eine
Bewertung der Ähnlichkeit sondern auch eine notenweise Zuordnung ist. Ein Nachteil
besteht darin, daß musikalische Größen wie Dauern, Einsatzabstände oder Intensität gar
nicht oder nur sehr rudimentär eingehen. Weiterhin wird keine Segmentierung erzeugt,
die aber für viele Anwendungen benötigt wird.
6.3.2. Geometrisch motivierte Ähnlichkeitsmaße
Abstände von Motiven und Gestalten in der Mathematischen Musiktheorie
In der Mathematischen Musiktheorie wurde eine sehr differenzierte Theorie
motivischer Beziehungen entwickelt, die in dem Computerprogramm RUBATO
umgesetzt wurde und für computerunterstützte Musikanalysen benutzt werden
kann.24
Die Frage der Beziehung von Motiven wurde in der Mathematischen Musiktheorie auf
eine mathematische Grundlage gestellt, die universell anwendbar ist. Ferner wurden
spezielle Modelle der Ähnlichkeit und der Beziehung von Motiven zueinander
definiert.
Motive sind als Mengen von Vektoren definiert. Um Metriken auf Motive anwenden zu
können, wird in der Mathematischen Musiktheorie eine Abbildung von MOTn, dem
Raum der Motive der Länge n, in einen n'-dimensionalen Parameterraum Gt,n
verwendet. Eine solche Abbildung heißt Gestaltabbildung:
Gestaltabbildungen können alle Informationen aus einem Motiv in den Parameterraum
abbilden oder Projektionen sein, die z.B. nur die Einsatzzeiten abbilden. Auch
Abbildungen, die stärker abstrahieren, sind möglich. Für Rhythmen wäre etwa ein
diastematischer Index auf Notendauern denkbar, der von MOTn in den Raum
{-1,0,1}n-1 abbildet, indem zu jeder Note außer der ersten bestimmt wird, ob ihre
Dauer größer, kleiner oder gleich der vorherigen ist.
Betrachtet man statt eines Motivs M sein Bild t(M), so wird die Perspektive auf
einen bestimmten Aspekt des Motivs reduziert, so daß alle Motive Mi,Mj, die einander
hinsichtlich dieses Aspekts entsprechen, dasselbe Bild t(Mi) = t(Mj) haben. Im
allgemeinen interessiert man sich dabei sowohl für die durch die Gestaltabbildung
dargestellten Aspekte, z.B. Abstandsrelationen, als auch für die herausgefilterten
Komponenten, z.B. die Tempoänderung, die man durch eine geeignete komplementäre
Gestaltabbildung modellieren kann.
Eine Metrik auf Gt,n kann auf MOTn übertragen werden, indem man d(M1,M2)
durch d(t(M1),d(M2)) definiert. Auf MOTn ist d normalerweise eine Pseudometrik,
da je nach Beschaffenheit von t nicht gilt, daß aus d(x,y) = 0 auch x = y folgt. Es kann
also verschiedene Motive geben, deren Abstand 0 ist. Dies entspricht gerade der
Abstraktion von bestimmten Aspekten durch die Gestaltabbildung.
Eine Beschreibung der Beziehungen zwischen Motiven kann durch Abbildungen in
MOTn erfolgen. Eine Wiederholung stellt sich etwa als Translation der Notenvektoren