ein Motiv
steht. Auch für die Berechnung des Abstands selbst könnte es sinnvoll sein, weitere
Aspekte zu berücksichtigen, wenn man z.B. bei der Berechnung des Tempos
sicherstellen möchte, daß dies in einem wahrnehmungsmäßig plausiblen Bereich
bleibt.
Vergleich von Motiven verschiedener Länge
Diese Art von Maßen ist nur für den Vergleich von Motiven gleicher Länge, d.h. Anzahl
von Noten, geeignet. Von Interesse ist aber auch der Vergleich von Motiven
verschiedener Länge. In Variationen z.B. werden häufig Töne hinzugefügt oder
weggelassen. Es gibt verschiedene Ansätze, Abstandsmaße auch zwischen verschieden
langen Motiven zu definieren. Man kann Gestaltabbildungen benutzen, die
nicht auf einer Abbildung in MOTn beruhen und abstraktere Größen, wie
etwa den Ambitus oder die Gesamtdauer eines Motivs berechnen. Die meisten
Gestaltabbildungen beruhen darauf, daß mittels einer Projektion überzählige Töne aus
der Bewertung ausgeblendet und die Maße für gleich lange Motive verwendet
werden.
Mazzola und Zahorka definieren den Abstand zweier Motive N und M
als das Minimum des Abstands aller Teilmotive der Länge |M| von N zu
M,26
wobei ohne Beschränkung der Allgemeinheit
N als länger vorausgesetzt wird:
 | (6.5) |
Dieses Maß wird in der Mathematischen Musiktheorie allerdings nicht unmittelbar
verwendet; statt dessen wird die durch
-Umgebungen induzierte Topologie
betrachtet.
Die Wahl des Teilmotivs mit dem geringsten Abstand ist ein Weg, die Wahrnehmung
von Mustern zu modellieren, indem aus den möglichen Interpretationen diejenige
ausgewählt wird, die die beste Übereinstimmung ergibt. Diese Auswahl ist allerdings nur
bezüglich des gewählten Aspekts die beste Auswahl. Diese Eingrenzung auf spezielle
Eigenschaften kann musikwissenschaftlich sinnvoll eingesetzt werden, um Motive unter
bestimmten Aspekten zu vergleichen.
Für ein Modell musikalischer Wahrnehmung und Kognition ist es nötig,
Gestaltabbildungen und paradigmatische Gruppen zu definieren, die möglichst viele
relevante Aspekte berücksichtigen. Mazzola und Zahorka führen hierfür die elastische
Gestaltabbildung ein. Diese bildet ein Motiv, wenn es mehr als einen Ton enthält, auf
die Steigungswinkel zwischen den Tönen, und zusätzlich, wenn es mehr als zwei Töne
enthält, auf die Verhältnisse der Einsatzabstände ab. Diese Abbildung ist invariant
gegen Dilatationen, die mit gleichem Faktor auf der Zeit- und der Tonhöhenachse
operieren. Wenn man für Rhythmen eine konstante Tonhöhe annimmt, reduziert sich
diese Abbildung auf die Betrachtung der Relationen der Einsatzabstände. Auf den
gestalteten Motiven, d.h. den Bildern der elastischen Abbildung, verwenden Mazzola und
Zahorka den quadratischen euklidischen Abstand, d.h. die Summe der quadratischen
Abstände.