- 94 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Wie wichtig ist die Technik für Macher elektronischer Unterhaltungsmusik? Welche Rolle spielen neueste Technologien in Hinblick auf den Produktionsprozess oder die Kreativität?

Innovativer Sound wird bei Techno mittels sogenannter neuer Technologien erzeugt. Die offensichtlich rein technologische und zugleich bei Publikum und Kritikern als neuartig empfundene Produktionsweise veranlasste Musiker gerade in den Anfängen des Techno-Booms, technologisierte Vorgehensweisen oder deren Produktionsvor- bzw. -nachteile zu besprechen. Wichtig erscheint vielen Musikern der kreative Ausdruck trotz der hoch technisierten Produktionsverfahren im Techno. Nicht jede Musik, und ist sie technisch noch so ausgeklügelt, muss gut klingen, ist die Meinung einiger Techno-Macher. Technik, beispielsweise speziell das Sampling-Verfahren, kann den Produktionsprozess limitieren, sagt House-Produzent Marshall Jefferson. Das Einbinden bereits vorhandenen Materials24

24 Kann auch als musikalisches Zitat benannt werden.
mittels Sampler ist im Herstellungsverfahren von Techno eine selbstverständliche Komponente und zugleich eine wesentliche ästhetische Praxis von Techno. Remixe legen dieses Verfahren am deutlichsten zutage: Sie sind Variationen bzw. Bearbeitungen beliebter, auf dem Markt bereits vorhandener Tracks, die gekennzeichnet sind durch die ganz persönliche Note des produzierenden DJs. Das Sampling-Verfahren, das bei Techno konsequente Anwendung erfährt, ändert das Einarbeiten der musikalischen Erinnerung und die Form des Zitierens, denn es macht möglich, jedes beliebige Musikstück originalgetreu in die neu kreierten Tracks einzubeziehen. Darüber hinaus modifizieren Musiker das ohnehin in Synthesizern oder Software vorhandene Klangmaterial, dessen Spektrum um ein Vielfaches größer ist, als akustische Instrumente es jemals bieten können. Diese Vorgehensweise kann zuweilen den Anschein einer beliebigen schöpferischen Einfallslosigkeit erwecken.

Technik kann durch vorgegebene Sounds und Bedienermöglichkeiten den kreativen Prozess der Musiker begrenzen. Gleichförmigkeit sowie Uniformität der Klänge und Strukturen können aus dem Einsatz der Technik resultieren. Dessen sind sich jedoch viele Techno-Musiker bewusst. Der Musiker bearbeitet die Maschinen und nicht die Maschinen den Musiker, heisst es sinngemäß bei Budde, der diesbezüglich von bewusst gesteuerten kreativen Prozessen bei der Herstellung elektronischer Musik ausgeht.25

25 Vgl. Budde. Elektronische Tanz- und Unterhaltungsmusik. A.a.O., S. 59ff.

Wie schon unter dem Emotionsaspekt von Techno dokumentiert, stellt Jefferson den Sound und nicht die perfekte Technik als wesentliche Komponente dieser technologisch erzeugten Musik heraus. Er beklagt, dass sich zum Beispiel im Jahr 1989 die Drums in vielen Tracks glichen – sie seien laut, mechanisch und so digital klingend, dass sie die Vielfalt der Songs untergruben. Hier sei bemerkt, dass gerade Anfang der Neunziger Jahre Techno zur Massenware ausuferte und in diesem Zusammenhang eine Flut auch sogenannter billiger, im Sinne von einfallslosen Produktionen den Markt überschwemmten. Laut Jefferson verlören viele Produzenten über die ausgefeilte Technik den Blick dafür, welche Sounds eigentlich gut für sie sind. Selbst beim besten Tontechniker vermisst der bekannte House-Musiker


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