- 93 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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übernehmen in der Regel Masterstudios oder die Plattenpresswerke, um eine qualitativ hochwertige Reproduktionsmöglichkeit zu gewinnen.

Von einem standardisierten Herstellungsprozess bei Techno zu sprechen, erscheint bei der Fülle der verschiedenen Geräte und Arbeitsweisen auf den ersten Blick unmöglich, jedoch stellen sich bei näherer Betrachtung Parallelen zwischen weltweit praktizierten Produktionsverfahren heraus, die auf einen Standard schließen lassen. Der kleinste gemeinsame Nenner ist in diesem Kapitel zusammengefasst. Andere Vorgehensweisen sollen dadurch weder negiert noch ausgeschlossen werden, denn selbst mit einem kleinen Portmonee können Musiker hochwertige Tracks realisieren – alle oben beschriebenen produktionstechnischen Verfahren sind ohne große Bedenken rein über den Computer und dazugehörige Software zu bewerkstelligen, die in der Herstellung doch weitaus kostengünstiger als die entsprechenden Hardwarekomponenten sind.21

21 Umfassende Darstellungen bei Achterknecht, Alker, Budde, Kempster. A.a.O.

6.2.  Welche Rolle spielt die Produktionstechnik?

»Ganz am Anfang habe ich damals einen wirklich guten Track gemacht und wusste am Ende nicht, wie man überhaupt abspeichern soll. Das ärgert schon«, kommentierte Rob Brown von Autechre seine ersten Versuche, Klangvorstellungen auszuarbeiten und schließlich zu konservieren.22

22 Brown, Rob von Autechre in: Wildermann: Skam! Ebd.

Technik, d.h. Computer, Sampler oder Synthesizer, bildet die handwerkliche Basis in der Produktionsweise von Technotracks. Ohne technologische Herstellungsverfahren existierte die Musikrichtung Techno mitsamt seinen Ausprägungen nicht. Techno ist die Ausarbeitung ideeller, gefühlsmäßiger und klanglicher Ideen von Musikern, denen der Umgang mit (rein) elektronischen Produktionsmitteln vertraut und selbstverständlich ist. Diese Tatsache impliziert nicht die oberflächliche Anwendung von Instrumenten und damit einhergehend die unkreative Umsetzung von Klangvorstellungen durch Technomacher, sie weist im Gegenteil auf eine ebenso professionelle und kreative Anwendung der Instrumente hin, wie es bei Musikern anderer Sparten der Fall ist. Der Umstand, dass Computer, Software oder Synthesizer diverse Spektren an klanglichen sowie strukturellen Möglichkeiten (sog. Presets) von vornherein bieten, kann beispielsweise mit den Instrumenten-eigenen, bereits vorhandenen Klängen eines Klaviers verglichen werden, mit denen der Benutzer kreativ umgeht. Das vorhandene Material sagt weder bei Techno noch in anderen Musikrichtungen etwas darüber aus, was Musiker daraus erschaffen, wie sie damit persönlich umgehen oder welche Gefühle sie darüber auszudrücken vermögen. Diesbezüglich kommentiert Bernd Enders: »Im übrigen sollte man sich hüten, neue Musiktechnik, also z. B. elektronische Musikinstrumente, als künstlerisch minderwertig einzustufen – das wäre blanker Unsinn. Für alle musikalischen Stilbereiche gilt, dass das künstlerische Niveau einer Komposition, einer Musikproduktion (. . . ), in hohem Maße, vielleicht sogar ausschließlich vom musikalischen Anspruch des Kunstschaffenden abhängig ist und nur marginal von den instrumentaltechnischen Mitteln«.23

23 Enders: Lexikon der Musikelektronik. A.a.O., S.68ff.

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