deutet Wilson die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten von Improvisation an. Er
fasst Musikermeinungen zusammen, die Improvisation als »flüchtige Kunst oder
Vielfalt«47
47 Die im Folgenden in Anführungszeichen gesetzten Äußerungen zur Deutung von
Improvisation befinden sich bei Wilson: Hear and Now. S.17ff.
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als »Haltung zum Klang, zum Musikmachen«, als »Moment des Unkomponierbaren«
etc. begreifen. Ferner schafft ihnen zufolge Improvisation »neue unverwechselbare
Techniken« und erfindet ein »individuelles Instrumentarium«. Nicht zuletzt initiiere die
Improvisation »neues Hören, das durch ein neu stilisiertes Sehen« bedingt sei ( – als
Beispiel ist hier »die Stille als Untergrund alles Klingenden« benannt). Der Vorgang des
Improvisierens lässt sich bei Techno besser mit experimentellem Denken und Handeln
beschreiben. In dieser Hinsicht vielleicht am einfachsten vorstellbar ist die Veränderung
eines schlichten Sinustones, der über verschiedene Filter geschickt, also durch den Akt
des Drehens an verschiedenen Knöpfen am Ende zum Beispiel als Rauschen
wahrnehmbar ist. Wie auch bei anderen Musikrichtungen gibt es bei Techno eine Phase
der Inspiration, eine zündende Idee, die Musiker durch Ausprobieren mit dem für
elektronische Clubmusik nötigen Instrumentarium unmittelbar in reale Klänge
verwandeln. Weil die meisten Musiker ihr Equipment genauestens kennen, ergibt sich
für sie ein weit reichendes Feld immer neuer Experimentiermöglichkeiten, die
gerade bei Techno zu neuen Klangdimensionen führen. Durch die sofortige
Speicherkapazität mittels Computer oder Sampler haben die Musiker die Wahl, die
gefundenen Sounds entweder sofort oder in einem späteren Arbeitsgang zu
bearbeiten.
Wie bei den einzelnen Techno-Produzenten die Ideen entstehen, ist sehr unterschiedlich.
Manche versuchen ihr Bewusstsein auszuschalten, manche organisieren zielgerichtet ihren
kreativen Prozess, obschon spätestens beim Herumexperimentieren mit Klängen das
Bewusstsein sehr stark in den Hintergrund treten kann. Aphex Twin beobachtet die
Entstehung seiner Ideen und kommentiert daraus die Konsequenz für seine
Vorgehensweise im Produktionsprozess:
»Ich erwachte und wusste, dass ich einen sehr guten Track geträumt hatte, konnte
mich aber an nichts Konkretes erinnern. Daran arbeitete ich ein halbes Jahr.
Nun kann ich in neun von zehn Fällen erwachen, die Stücke sofort nachspielen
und aufnehmen. Deshalb nicke ich häufig gleich im Studio ein und fixiere beim
Einschlafen Pult, Regler Sampler und Echogerät. Am leichtesten erinnere ich mich
an die Melodien. Die genauen Sounds sind schon schwieriger herauszufinden,
und ganz vertrackt sind Schlagzeug und Percussion. Deshalb tendieren meine
Traumstücke dazu, eher weich zu sein. Was fehlt, ergänze ich wach, so gut es
geht.«48
48 Twin, Aphex zitiert in Kuhn. A.a.O., S. 24.
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Wie die Ideen der Tonkünstler letztlich entstehen, ist nur in Ansätzen zu
erkennen. Doch wird deutlich, dass das Unbewusste im Entstehungsprozess
von Techno ein entscheidendes Moment ist – es ist wesentlich am Entdecken
subjektiv neuer Elemente durch die Musiker beteiligt. In einem Gespräch mit der
Autorin kommentierte ein Techno-Macher diese Vorgehensweise: »unbewusst die
Software-Operationen ausüben, die ruhig unbewusst bleiben dürfen, bis es uns gefällt.«
Bruhn und Rösing sehen in den »Aussagen von Komponisten zum musikalischen
Schaffensprozess
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