- 83 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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von Technotracks nach sich ziehen. Die Musik richtet sich zwar einerseits an alle und jeden, andererseits ist sie gleichzeitig durch den Akt der Selbstverwirklichung, d.h. durch den Spaß, den die Klangkünstler selbst an ihrer Musik haben, für niemanden, außer für sie selbst, bestimmt. Nur wenige der gegenwärtigen Menge von Technoproduzenten beherrschen die Kunst, einfache, von vielen Menschen erkennbare Strukturen und Sounds mit außergewöhnlichen Klängen zu kombinieren. Sogar eine Pause kann bahnbrechend sein, wenn sie klug gesetzt ist.

Die wegen des technischen Produktionsprozesses und der übersichtlich strukturierten klanglich-formalen Anlage bei Techno ursprünglich entstandene Annahme, dass sich im Entstehungsprozess rationale, organisierte und intuitive, inspirierte Vorgehensweisen der Musiker klarer voneinander trennen lassen, scheint nach genauerer Prüfung der von Technomachern geäußerten Klang- und Ausarbeitungsvorstellungen nicht haltbar. Grundsätzlich wird deutlich, dass viele Technotracks schon vor Entstehung der ersten Klangidee von verschiedenen funktionalen Faktoren festgelegt sein können. Die organisierte Vorgehensweise, die bestimmt ist durch die Sparte und durch die Wirkung auf die jeweiligen Adressaten, stellt einen von vornherein feststehenden Rahmen der Musiker dar, jedoch steht demgegenüber in der Umsetzung ihrer klanglichen Vorstellungen intuitives Handeln im Vordergrund.

5.3.  Intuitive Klangvorstellungen – experimentelles Hantieren mit Klängen und Strukturen

»Hinter musikalischen Prozessen steht oft eine Art ›Trial & Error-Einstellung‹ im Umgang mit den Möglichkeiten der Software und den Maschinen,«45

45 Budde. Elektronische Tanz- und Unterhaltungsmusik. Ebd.
beschreibt Budde eine der Vorgehensweisen von Musikern in der Produktionsweise elektronischer Unterhaltungsmusik.

Ausgangsposition für die Entstehung von Technotracks ist zunächst die Vorstellung der Musiker von gutem Sound. Damit können verschiedene (musikalische) Faktoren wie groovige Drumloops, ausgefallene Klänge, ungewohnte Effekte, besondere Emphasen in den Tracks, auch Lautstärke und Klangintensität oder -volumen gemeint sein. Diese Tatsache konkret vorhandener Basisideen täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die Musiker die meisten Sounds durch Ausprobieren (er)finden. Sie improvisieren einerseits frei aus Lust am Klangbasteln (Improvisation), andererseits jedoch immer zielgerichtet, weil sie sich immer unter dem ›ungeschriebenen Gesetz ihrer Musik‹ bewegen (Experiment).

Dass bei Techno viel Technik im Spiel ist, steht dem kreativen Handeln der Musiker nicht zwangsläufig entgegen, macht es möglicherweise etwas schwerer nachvollziehbar, den Begriff der »Improvisation« im Zusammenhang mit Techno zu begreifen:

»Wer sich jedoch in der improvisierten Musik von heute umhört, der wird eine solche Polyphonie von Ansätzen, Haltungen und Intentionen erleben, dass man kaum von einer improvisierten Musik im Singular sprechen mag. Improvisierte Musik ist keine monochrome Fläche, sondern ein buntes Patchwork, in dem freilich einige Muster des öfteren wiederkehren,«46

46 Wilson, Peter Niklas: Hear and Now. Gedanken zur improvisierten Musik. Hofheim: Wolke 1999. S. 7.

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