- 82 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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this year [ 1996 ]«41
41 Wildermann, Gregor. Skam! Ebd.
sagte das englische Erfolgsduo Autechre in einem Interview mit frontpage und bezieht sich auf ihre Musik, die sich nicht auf einem abstrakten Niveau bewegt, d.h. die nie zu komplex angelegt ist. Ein erklärtes Ziel von Autechre ist es, Musik zu produzieren, die verstehbar ist. Dabei ist es ihnen egal, ob die Tracks simpel oder komplex angelegt sind – für jede Art von Musik gäbe es eine richtige Zeit, sagen die beiden Musiker.

Techno, so dokumentieren die Aussagen einiger Musiker über den inhaltlichen Ausdruck, soll einerseits die soziale Realität abbilden, andererseits soll Techno ihre Mängel, d.h. die ständige Beschleunigung gesellschaftlicher Prozesse durch zunehmende Technisierung und daraus resultierender Abstumpfung sowie Reizüberflutung überwinden und gesellschaftliche Stillstände musikalisch durchbrechen. Techno soll Mittel zur sozialen Abgrenzung gegenüber dem Mainstream sein, das Irritation und Aufmerksamkeit provoziert und die Rückkehr des Menschen, des Individuums zu sich selbst sowie zu ›verschütteten Inhalten‹ hervorruft.42

42 Vgl. hier diverse Interviews bei Anz / Walder.

»So wie die Plakativität eine immer höhere Reizschwelle anstreben muß, um noch als solche zu wirken, muss die Musik ihre sinnlich durchschlagenden Reize immer mehr in den Vordergrund stellen, um sich aus der Masse des ständig präsenten, musikalischen Teppichs abheben zu können. Neben der Kürze der immer kürzeren Abfolge der musikalischen Partikel wird das vor allem auch durch eine Erweiterung des Frequenzumfangs und Umverteilung des Frequenzspektrums erreicht, die in dieser Weise erst durch digitale Musikverarbeitung möglich ist.«43

43 Bickel. Ebd.

Sascha Kösch rückt diesbezüglich das Schaffen des Techno-Produzenten und DJs Jeff Mills ins Blickfeld:

»Jeff Mills will, wenn er neue Sounds sucht, neue Individuen, neue Substanz und neue Strukturen. Und damit abstraktere Grundlagen des Verstehens. Nie Formuliertes. [. . . ]. Dass die eigentliche Entwicklung der Technik und der Welt immer minimalistischer wird, immer konzentrierter am Interface-Design arbeiten muss, um den Menschen noch in einer erlebbaren Welt agieren lassen zu können, wurde Jeff Mills ziemlich schnell klar: ›Alles ist oder wird minimalistisch. Die Zukunft wird immer weniger Überbau bringen: weniger Materie – mehr Geist! Durch Techno wollen wir das Gehör auf abstrakte Zusammenhänge konzentrieren, durch neue Sounds den alten Ballast, der die Rhythmen überlagert, abwerfen.‹«44

44 Kösch über Jeff Mills, a. a. O., S. 57.

Ein letzter, die Klangvorstellungen der Musiker beeinflussender Aspekt ist deren Selbstverwirklichung im Entstehungsprozess technologischer Unterhaltungsmusik: Hits zu produzieren und im optimalen Fall von dem erwirtschafteten Geld leben zu können, ist der Traum von Musikern aller Rock- und Popmusik-Sparten und wirkt sich unweigerlich auf das Klangdesign und die Produktion von Techno aus. Je mehr Menschen Technoproduzenten mit Techno erreichen wollen, desto eingängiger müssen die Erkennungsmuster der Tracks sein: Mittig ausgepegelt, nie zu bass- oder höhenlastig, keine extremen Sounds für die jeweilige Bezugsgruppe ist die Devise, unter der beispielsweise gut verkäufliche, kommerziell lukrative Hits produziert werden. Dies kann mitunter die qualitative Zunahme der Eintönigkeit und Fadheit


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