- 81 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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ist die Intensität des Luftschalls entscheidend und nicht, wie in diversen Interviews dargestellt, die Frequenzhöhe.

Bezüglich der Wirkung hochfrequenter Klänge kann wie im bassfrequenten Bereich nur von Spekulationen ausgegangen werden. Für die in hohen Frequenzbereichen angesiedelten und doppeltönig angelegten Acid-Klänge, die wegen des von ihnen erzeugten Blubberns im Ohr auch als ›Blubber- oder Zwitschersound‹ bezeichnet werden, gilt die weitere sehr vage These, dass sie Schwebungstonqualitäten36

36 Vgl. hierzu Hall und Enders.
aufweisen könnten: Donald E. Hall37
37 Hall, a. a. O., S. 391ff..
spricht hinsichtlich dieser Qualitäten von psychoakustischen Momenten, die einen Unterschied in der Wahrnehmung von nahe zusammen liegenden Frequenzen verdeutlichen, so wie zum Beispiel bei der Acidline. Derartige Frequenzbandbreiten können eine Überlappung der Reaktionskurven auf der Basilarmembran hervorrufen. Sie stellen »Bereiche dar, in denen benachbarte Membranhärchen ausreichend ähnliche Bewegungen erfahren, so dass sie keine voneinander unabhängige Informationen an das Gehirn übermitteln.«38
38 Ebd. S. 402.
Dies könnte das von Teilnehmern und Musikern beim Hören von Acid oft beschriebene Zwitschern bzw. Blubbern im Ohr ausmachen.

Die Beispiele veranschaulichen, wie sehr die Funktion von vornherein den Entstehungsprozess von Techno mitbestimmt. Den Musikern sind dadurch sowohl rhythmische als auch klangästhetische Beziehungssysteme vorgegeben. Diese spielen sich jedoch in einem sehr großen Bereich ab und erlauben sehr viel Freiheiten hinsichtlich des ›Herumexperimentierens‹ mit neuartigen Klängen. Konzeptionell halten sich die Musiker zunächst an eine spezifische Vorgehensweise, deren Rahmen durch die Sparte bestimmt ist. In der Ausführung ihrer klanglichen Vorstellungen jedoch steht intuitives Handeln im Vordergrund, denn kein Klangtüftler käme auf die Idee, mit Messgeräten good und körperlich fühlbare vibrations auszuloten, sondern entscheidet intuitiv, welcher Sound passt oder nicht.

Die Verstehbarkeit von Technotracks ist ein weiteres zentrales Anliegen, das viele Musiker schon beim Entstehungsprozess von Techno zu bedenken scheinen. Dies läuft bei Techno eindeutig auf ein im Großen und Ganzen körperliches Verstehen hinaus – wie oben erwähnt, wollen Musiker mit ihrer Musik eine bestimmte Wirkung erreichen. Gleichzeitig liegt der Musik jedoch die Idee zugrunde, das Gemüt, den Geist, den Verstand (Psyche) anzusprechen.

»Musik wird dann am ehesten vom Hörer akzeptiert, wenn sie dessen psychischen Zustand ›trifft‹ und im Einklang mit dessen täglichem Erfahrungshorizont steht. Beides stellt sich aber zunehmend maschinell geprägt dar, und die Musik muss diese Prägung adaptieren, um noch wahrgenommen zu werden.«39

39 Bickel, a. a. O., S.45.

Für Richie Hawtin, auch bekannt unter dem Pseudonym »Plastikman« und Gründer des Labels ›Plus 8‹, ist beides wichtig: »Man braucht keine Worte, um Traurigkeit und Glück auszudrücken. Meine Musik spricht richtiggehend zu den Leuten. Es ist, als ob meine Roland TB 303-Bassmaschine singen würde. . . Music for your mind as well as for your feet.«40

40 Hawtin, Richie zitiert nach Meyer, Arnold. A.a.O., S. 43.
»I guess we really wrote some smart music

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