- 80 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Dabei spielen mannigfaltige Erfahrungen der Klangkünstler eine große Rolle. Da ist einerseits die Wirkung der Klänge auf den Körper, die Musiker selbst empfinden. Andererseits gibt es das Versuchsfeld Dancefloor, auf dem Musiker und DJs zuweilen neueste Tracks antesten können und entsprechend ihrer Wirkung auf das Publikum bzw. der Reaktion der Tanzenden im Nachhinein bearbeiten und modifizieren. Ferner kommt hinzu, dass die akustische Atmosphäre eines Clubs natürlich eine andere ist als die im Studio und erst dort für Techno-Macher erfahrbar wird, ob sich nun beispielsweise Bass oder Beat den Tanzenden in den Rücken drückt, also groovt oder nicht. Auch die Lautstärke ist in Hinblick auf Wirkung und Rezeption von Techno nicht unerheblich. In keinem anderen Bereich der westlichen Unterhaltungsmusik nimmt das direkte Einbeziehen der Wirkung auf die Rezipienten solch einen großen und klaren Stellenwert wie bei Techno ein. (Ausgenommen sind natürlich Live-Konzerte, bei denen zwischen Interpreten und Rezipienten immer ein direkter Austausch besteht.) Das Gefühl der Musiker für die richtige Wirkung der Tracks und das Gefühl, das Technotracks bei Rezipienten auslösen, ist entscheidend und bedingt sich gegenseitig. Es ist ein bestimmender Faktor im Entstehen und Umsetzen von Klangvorstellungen.

Dass Techno neben allen Vorurteilen als eine zunächst einfach gestrickte Musik klanglich sehr ausgeklügelt erscheint, veranlasst jedoch nicht zur Annahme, dass es sich um ein von Musikern rational völlig geplantes sowie wissentlich auf Funktion und bewusste Wirkung angelegtes musikalisches Konstrukt handelt. Dies zu erwähnen ist sinnvoll sowohl wegen der Komplexität der Aufgabe, die sich im Produktionsprozess verbirgt, als auch vor dem Hintergrund musikalischer Kriterien wie der Verwendung von Sounds in kaum direkt hörbaren, jedoch fühlbaren Frequenz- und Schwingungsbereichen. Technomacher müssten demgemäß erstklassig ausgebildete Psychologen und Akustiker sein. Kaum ein Musiker wird jedoch in der Umsetzung seiner Klangvorstellungen seine Soundmaschinen an Frequenzmessgeräte und dergleichen anschließen, um bewusst Klänge zu produzieren, die Bauchdecke oder Innenohr zum Vibrieren bringen. Solche Inhalte werden jedoch eher intuitiv zu vermitteln versucht.

Nach Erfahrungsberichten34

34 Sie tragen informellen Charakter, erheben damit keinen Anspruch auf repräsentative Vollständigkeit.
von Techno-Teilnehmern verwenden Musiker bei Techno im Hörbereich35
35 Die Empfindlichkeit des Gehörs ist frequenzabhängig und für den Bereich zwischen ca. 500 und 5000 Hz am Größten. Besonders stark ist der Lautstärkeeindruck der Empfindlichkeit bei 2–3 KHz. Vgl. hierzu Hall, Donald E.: Musikalische Akustik. Ein Handbuch. Schott. Mainz, 1997; Enders: Lexikon der Musikelektronik. Ebd; Ziegenrücker/Wicke. A.a.O.
kaum mehr oder anders wahrnehmbare Klänge als in anderer elektronischer Musik: Ihnen zufolge empfindet der Körper Basslastiges hauptsächlich durch den Bauch oder andere Organe, zudem können Vibrationen unter den Fußsohlen auftreten, während sie hochfrequente Klänge eher als im Kopfbereich, d.h. als im Innenohr wahrgenommene Schwingung beschreiben. Wie bereits im vierten Kapitel dieses Buches erwähnt, existieren jedoch keine systematischen Untersuchungen am Menschen, die Größenangaben zu mechanischen Schwingungen an Organen bzw. Körperschall auslösende Frequenzen mit entsprechenden Luftschall-Intensitäten machen. Bei der körperlichen Wahrnehmung von Techno

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