gewählt
werden.«24
Vor diesem Hintergrund soll der Kompositionsprozess von Techno in einer Zweiteilung
als intentionale und intuitive Vorgehensweise beschrieben werden.
Zudem kann Kreativität hinsichtlich der technologischen Produktionsweise im Techno
in der andersartigen Anwendung der technischen Geräte (Instrumente) liegen, als es ihre
Bedienungsanleitung verordnet:
»Wahre Kreativität manifestierte sich (. . . ) allzu oft nicht im »korrekten«
Bedienungsanleitung-konformen Gebrauch der technischen Mittel, sondern
in ihrer subversiven Aneignung, ihrer spielerischen Fehl-Bedienung:
Kreativität als De- und Rekonstruktion statt als orthodoxe »Benutzung« von
Medientechnologie,«25
25 Wilson: Aufbrüche im Abseits. S .96.
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heißt es bei Wilson, dessen These sich größtenteils auf andere Musikstile bezieht, jedoch auf
Techno abstrahierbar erscheint. Auch die im Techno durch das Samplingverfahren angewandte
De- und Re-Kontextualisierung bereits existierender Musiken, wie es die Rap-Musik
initiierte, beschreibt Wilson als »kreative Initialzündung durch Umfunktionierung des
Vorhandenen.«26
So besteht »Kreativität, wie sie die Medientechnik-Klangbastler verstehen, eben nicht in
der »persönlichen« Wahl der Preset-Taste, im »individuellen« Mausklick auf
vorbereitete Optionen, sondern in der Erfahrung, aus den Geräten etwas heraus zu
holen, von dem noch nicht von vornherein klar ist, dass es aus ihnen abrufbar
ist.«27
Dies kann durchaus für Techno gelten.
Ähnlich wie in anderen Musikrichtungen basiert der Entstehungsprozess von Techno
auf den oben skizzierten Grundlagen musikalischer Produktionshandlungen.
Im Folgenden stehen zwei maßgebliche Wege der Umsetzung im Fokus der
Auseinandersetzung: Sie sind gekennzeichnet durch die intentionale Vorgehensweise, die
durch äußere Faktoren der Funktionalität und Zweckbestimmung, aber auch durch
Ausdruck von Gefühlen und musikalischen Ideen determiniert ist und die intuitive
Vorgehensweise (mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten und Operationen) wie
das Ausprobieren klanglicher Eigenschaften oder das Austüfteln stilistischer
Eigenheiten.
5.2. Intentionale Vorgehensweise – Atmosphäre, Funktionalität, Anlass
Die folgenden Ausführungen möchten im Ansatz vermitteln, inwieweit ein intentionaler
Rahmen die kompositorische Vorgehensweise von Musikern bei Techno absteckt. Ein
großer Teil der im vorliegenden Kapitel gemachten Aussagen über Musikerintention
bzw. -intuition resultiert hauptsächlich auf feldforschenden Beobachtungen in
der Techno-Szene sowie auf informellen Gesprächen mit Techno-Machern. Die
meisten Angaben sind ferner gestützt durch Musiker- bzw. Insideraussagen,
die durch Fanzines, Radio- und Fernsehbeiträge öffentlich zugänglich waren.
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