die Musiker – diesen Komplex »umfassen die physische und psychische Disposition des
Handelnden, Kenntnisse und Annahmen über andere Teilnehmer und Handlungen,
etc.«17
Intendiert eine Musik einen für eine Gruppierung spezifischen Geschmack
und will eine bestimmte Identifikation erreichen, so richtet sich ihr Aufbau
größtenteils nach den Hörerfahrungen der Rezipienten. Demgemäß führen
Abweichungen zu Irritationen bei den Hörenden. »Jedes kompositorische
Endprodukt (musikalisches Kommunikat) beruht auf einer bestimmten zeit- und
stilabhängigen Kompositionsgrammatik. Sie steht in direkter Beziehung zu einer
Hörgrammatik,«18
fassen Bruhn und Rösing zusammen. Warum sollte Techno nicht als eine, im Grunde
genommen, mittlerweile herkömmliche Popmusik auf der Grundlage derartiger Modelle
musikalischer Produktionshandlungen entstehen?
Da aufgrund des nahezu ausschließlich technologisierten Produktionsprozesses bei Techno hier und da Zweifel an einer gewissen Kreativität der musikbezogenen Handlung laut werden, soll hier zunächst geklärt werden, dass der Gegenstandsbezug der Kreativität erst einmal den Faktor des Originellen impliziert, der durchaus auch in der Techno-Musik seinen Platz hat. Reinhardt Andreas19 misst darüber hinaus dem besonderen Gegenstandsbezug der Kreativität die weitere Ebene bei, dass diese »zu bedeutungsvollen oder nützlichen Ergebnissen gelangt, um als kreativ klassifiziert zu werden.«20 Die soziale Bewertung ist dem Autor zufolge eine Komponente der Kreativität. Kritisch sei hierzu angemerkt, dass ihre Einschätzung jedoch relativ und abhängig von den Beurteilungskriterien ist, die angelegt werden: Bezieht sie sich (aus Unverständnis) auf ein Musikstück, das ein bereits musikalisch vorhandenes Bezugssystem verlässt und ein neues begründet oder auf die Persönlichkeit des Musikers, der sich aus diversen Gründen mehr oder weniger erfolgreich vermitteln konnte? Andreas fasst die kreative Handlung als einen Denkprozess zusammen, der den meisten »Kreativen selbst nicht so erscheint.«21 »Dies wird auch beschrieben als (. . . ) gezieltes »Abschalten« der kritischen Selbstkontrolle und absichtliches Eintauchen ins Unbewusste. Der nicht-bewusste Bereich wird dabei als Ideen- oder Materialspender für neue (Denk-)produkte eingesetzt.«22Inwieweit das fehlende Bewusstsein ein Kriterium für den inspirierten und organisierten Zugang einer Musikproduktion darstellt, muss im Bereich des Spekulativen bleiben. Dass beide Zugangsprozesse zumindest bei Techno häufig gleichzeitig ablaufen, lässt sich jedoch aufgrund der gängigen Musikproduktionspraxis und durch informelle Gespräche mit Musikern annehmen. Es sollte (auch bei elektronischer Unterhaltungsmusik) von einem Kompositionsprozess ausgegangen werden, der von beiden Zugangsweisen (auf die Idee folgt die Ausführung) strukturiert ist. Der Ausarbeitung selbst unterliegen viele kleine Teilprozesse wie die nach dem Trial-and-Error-Prinzip stattfindenden »Suchvorgänge sowie Kombinations- und Konstruktionsleistungen.«23 »Kommt auch die erste Inspiration, die »Generalidee« nicht spontan, so kann sie durch freies Improvisieren gesucht oder als gezielte Aufgabenstellung |