sondern vielmehr erst eine Einordnung in verschiedene Entwicklungsphasen und -orte
möglich. Diese sind zum besseren Verständnis des gesamten Themas im Buch
vorangestellt.
Die konkreten Beschreibungen der Entwicklungsanfänge von Techno
und House in den USA Mitte der 80er Jahre und in Deutschland Ende
der 80er Jahre, von Acid (-House) insbesondere in Großbritannien, von
Gabber18
18 Wird oft auch als Gabba bezeichnet.
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speziell in den Niederlanden, Trance in Deutschland und Ambient insbesondere in
Europa zeigt, wie sehr manche Techno-Strömungen sich untereinander beeinflussen bzw.
bedingen: Kein Jeff Mills, kein Juan Atkins oder kein Sven Väth – um hier nur einen
geringen Bruchteil sehr erfolgreicher Techno-Produzenten zu nennen – hat immer nur
»reinen« Techno produziert: So fließt House in Techno, Techno in Gabber oder Ambient
in Trance ein und umgekehrt. Interessant ist, dass sich im Laufe der Entwicklung
elektronischer Clubmusik von nunmehr nahezu zwanzig Jahren immer neue Strömungen
herausbilden und sich musikalisch-stilistische Vorlieben innerhalb von Techno auch
ändern: So ist Techno heute wesentlich weicher geworden, Sprache findet wieder
vermehrt Eingang in die Musik, die Tempi sind gemäßigter, aber dafür zuweilen die
Rhythmen vertrackter. Bei House sind die Vokalpassagen oft wieder komplett
eingesungen.
Die Deutungsversuche, die in den Kapiteln über den Techno-Diskurs zusammengefasst
werden, legen den Klärungsbedarf der selbst Mitte der 90er Jahre noch recht neuen
Unterhaltungsmusiksparte offen und können unter Umständen als Legitimations- bzw.
Vermittlungsversuche einer noch unverstandenen Musik angesehen werden. Dort
kommen Experten zur Sprache, die aus ganz unterschiedlichen Motivationen zu Techno
Stellung beziehen: Kulturelle, philosophische, ökonomische, politische, physische
und psychische und nicht zuletzt soziologische Aspekte werden teilweise sehr
kontrovers verhandelt. Besonders in der ästhetischen Bewertung fallen große
Diskrepanzen zwischen Szeneangehörigen und -nichtangehörigen auf: Für die
einen ist Techno die Musik der Zukunft, während andere Techno als Unmusik
begreifen. Diese Meinungen lassen trotz ihrer starken subjektiven Färbung
Rückbezüge auf die musikalische Gestalt von Techno zu. Die weniger musikalisch
motivierten Meinungen wiederum geben einen Überblick über die Bedeutung von
Techno, insbesondere die gesellschaftliche, wie sie sehr strukturiert Gabriele
Klein19
19 Klein Gabriele: Electronic vibration. Hamburg: Rogner und Bernhard 1999.
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und
Erik Meyer20
20 Meyer, Erik: Die Techno-Szene. Ein jugendkulturelles Phänomen aus sozialwiss.
Perspektive. Opladen: Leske und Budrich 2000.
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erörtern. Die daraus zu entnehmende Wichtigkeit eines neuen Lebensgefühls, das Techno
als ein Kollektiv aus Musik, Bildern, Partys, Mode und Jugendkultur in den
verschiedensten gesellschaftlichen Gruppierungen offensichtlich vermittelt, ist nicht
zuletzt der sozial relevante Auslöser für die hier im Folgenden stattfindende intensivere
Auseinandersetzung mit dem musikalischen Phänomen Techno. Inwieweit Zusammenhänge
zwischen dem Gebrauch von Drogen (meistens Ecstasy oder andere Amphetamine) und
der Techno-Praxis von Rezeptions- sowie Produktionsseite her bestehen, wird im
folgenden Text nicht weiter besprochen, da sie einen bislang weitest gehend ungeklärten
Raum einnehmen und eine eigenständige
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