Für die Untersuchung zweckmäßig erscheinen die grundlegende vertikale und
horizontale Ebene. Die vertikale Ebene gehört zur Soundebene, d.h. zum Klangbild. Für
das Verstehen von Techno ist bedeutend, wie sich Klangfarbe und Klangintensität
verändern. Dort treten Sounds und deren Klangschichtungen als prinzipielle
Gestaltungsmittel zutage. Die horizontale bzw. lineare Ebene der formalen Struktur
bildet eine weitere Untersuchungskomponente: In ihr verdeutlichen sich strukturelle
Klangreihung, Collagetechnik und wiederkehrende Pattern als Prinzip. Nützliche
Untersuchungs-Parameter sind:
- Grundatmosphäre und Funktionalität
- Linearer Verlauf (Struktur/Pattern)
- Rhythmische Ereignisse
- Vertikaler Verlauf (Sound)
- Übergreifende Elemente.
Mit welchen praktischen Methoden eine sinnvolle Analyse zu bewerkstelligen ist, hängt
freilich von der Fragestellung selbst ab. Verschiedene Analysemöglichkeiten eignen sich
für die genaue Beschreibung der klanglichen bzw. rhythmischen Eigenheiten von
Techno:
- Wie bei musikfolkloristischen Untersuchungen lässt sich durch teilnehmende Beobachtung (beim
Tanzen oder Hören) in einem Club oder bei einem Live-Set eine ganze Menge über den
musikalischen Gehalt von Techno erfahren: Elemente wie Rhythmus, Funktionalität oder
struktureller Aufbau eines Technotracks spiegeln sich im Rezipienten- bzw. Tanzverhalten der
Raver wieder. Ferner sind durch die dort herrschende Lautstärke der Musik einzelne
Komponenten (Bässe, HiHats) gut herauszuhören.
- Klänge werden gehört und durch anschließende Beschreibung vorstellbar. In der Höranalyse
folgt die Darstellung der meisten tragenden Elemente aus der direkt zu hörenden zeitlichen
Abfolge ihres Einsatzes. Nicht zuletzt deshalb bietet die Höranalyse einen optimalen Ansatz
zum Dechiffrieren von Techno.
- Anders als ein bloßer Nach- bzw. Mitvollzug von diversen, in einem Track verwendeten
Instrumenten bezieht sich die in der Arbeit vorgenommene Produktionsanalyse auf die
komplette Produktionsintention und -umsetzung eines Tracks. Musikerkontext und
Produktionsweise fließen hier mit ein. Alle Angaben bedürfen jedoch einer Bestätigung durch
andere Analysemethoden.
- Zur Analyse musikgestalterischer, klanglicher Details wie Lautstärke, Klangintensität,
Struktur und zur Sichtbarmachung von Aussagen der Musiker über klangfarbliche
Eigenschaften ist die Spektralanalyse, also die physikalisch-akustische Analyse ein nützliches
Werkzeug.
- Eine Transkription des exakten Tonhöhenverlaufs in Noten ist bei Techno aufgrund der vielen,
fließenden Frequenzmodulationen fast schon unmöglich und allenfalls über Sonderzeichen zu
verdeutlichen. Jedoch kann ein Notat im rhythmischen Bereich durchaus erkenntnisbringend
sein, da es Verhältnisse innerhalb der Rhythmussektion und die Funktionalität eines Tracks
aufschlüsseln kann.
- Ein aufschlussreiches Ergebnis hinsichtlich der Klangarchitektur (Klangschichtung,
Collagetechnik, Struktur, Rhythmus) und der Produktionsweise ermöglicht die
MIDI-File-Analyse.
Nach der Zerlegung von Techno in seine klingende Bestandteile wird nicht nur die
Verschiedenartigkeit einzelner elektronischer Unterhaltungsmusikrichtungen deutlich,
|