- 68 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Die Musik selbst bestätigt diese Entwicklung, die gewissermaßen paradox anmutet: Techno dokumentierte bis Mitte der 90er Jahre die von vielen Techno-Machern intendierte Kritik an zu schnellen gesellschaftlichen Prozessen und pendelte sich musikalisch gesehen in schwindelerregende Tempi ein, die diesen sozialen Mangel zu entlarven versuchte. Diese Entwicklung ist durchaus als Überwindung von Starrheit und Leistungsdruck interpretierbar. Nachdem sich jedoch auch die Tempi wie in Gabba und im harten Techno dem Stillstand näherten und Techno an Beliebtheit verlor, fand in der Musiker-Szene eine Rückbesinnung zu gemäßigteren Tempi und gefühlvollerer Musik statt: Heute, Anfang des 21. Jahrhunderts, gibt es im Techno wieder Anleihen zu lateinamerikanischen oder jazzigen Rhythmen sowie Klängen. Auch ist es wieder zu einer Hinwendung zu mehr Sprache oder liedhaften Strukturen gekommen. Nicht zuletzt konnte der kommerzielle Erfolg von Techno zum gesellschaftspolitischen Erfolg beitragen: Neue Lebensgefühle setzten sich mit Techno durch: Man kann mittlerweile zumindest europaweit von einer Massenbewegung sprechen – wenn ein Jeff Mills, Richie Hawtin oder Sven Väth die Plattenteller rotieren lässt, sind die Veranstaltungen zum Bersten voll. Massen strömen auch zu den vielen Paraden nach Muster der Loveparade, die in vielen großen westeuropäischen Städten stattfinden. Und durch die populären Techno-Musiker der ersten Techno-Stunde ist Detroit nach seiner langen wirtschaftlichen Dürre-Etappe für Musiker nach dem Weggang174
174 1972.
von Motown-Records wieder eine Keimzelle und Hochburg afro-amerikanischer (schwarzer) Musiker avanciert.

4.7.  Zusammenfassung

Die Suche nach den musikalischen Charakteristika von Techno steht in der ersten Hälfte des vorangegangenen Kapitels im Vordergrund. Egal, ob Techno in der ästhetischen Beurteilung in euphorischer oder ablehnender Manier besprochen wird, findet sich eine kurze musikbezogene Definition als gemeinsamer Nenner: Techno ist eine auf dem Vierviertel-Takt basierende, elektronisch produzierte Tanzmusik mit repetitiven Charakter, deren Klangvielfalt durch eingesetzte Samples und innovative (z.T. geräuschhafte) Sounds gekennzeichnet ist.

In den Erläuterungen über Technos musikimmanente Bedeutung schälen sich der Sound und damit zusammenhängend die neueste Produktionstechnik respektive die Produktionsbedingungen als zwei der wichtigsten Techno-Komponenten heraus. Einen Aspekt, den die Autoren aus sehr unterschiedlicher Perspektive betrachten, ist das stilistische Mittel der Einbindung von Geräuschen bzw. geräuschhaft anmutenden Klängen: Während sich für Poschardt in Techno alle ungewöhnlichen Geräusche in das minimalistische Gleichmaß des Vierviertel-Beats reihen, spricht Jerrentrup von einer im Klangverlauf »stumpfsinnigen und maschinengemäßen Bassbeatdominanz«.175

175 Jerrentrup. A.a.O., S. 46.
Zudem machen Autoren wie Breuer und Lingner die Fremdartigkeit von Techno an den ungewöhnlichen Klängen fest: Für sie besteht das eigentliche Wesen von Techno im Verlust bestimmter aus der Popmusik bekannter Sounds. Lingner geht so weit, das Nicht-Schöne in technoider Clubmusik

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