- 65 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (64)Nächste Seite (66) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Das erklärt sich daher, dass die Urheberrechtsgesetze in den letzten hundert Jahren ausschließlich von Weißen europäischer Herkunft entwickelt worden sind,«161
161 Drummond, Bill / Cauty, Jimmy: Das Handbuch. Der schnellste Weg zum Nr.1 Hit. Berlin: Merve 1998. S. vii.

kommentieren Bill Drummond und Jimmy Cauty die Situation afro-amerikanischer Musik, hier im Speziellen die Grooves, die urheberrechtlich nicht geschützt sind.

In der als Schönheit definierten Geschwindigkeit technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, die aus der industriellen Revolution hervorgingen, liegt ein ästhetischer Aspekt des italienischen Futurismus. Auf dem Erkennen der Geschwindigkeit, der Schnelligkeit im Fortschritt und der Schnelllebigkeit vieler Umstände als eine Komponente der modernen gesellschaftlichen Verhältnisse, beruht eine weitere Parallele zwischen der Techno162

162 Techno dokumentiert die Beschleunigung der Gesellschaft und durchbricht sie schließlich, kommentieren auch andere Autoren wie Patrick Walder oder Sascha Kösch. Genaueren Überblick über den Zusammenhang von Beschleunigung und Zeitausstieg im Techno gibt: Volkwein, Barbara: 130 Beats per Minute. In: Klein, Richard / Kiem, Eckehard / Ette, Wolfram (Hrsg.): Musik in der Zeit. Zeit in der Musik. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2000.
- und der Futuristen-Bewegung. Wie bei den Futuristen ist auch für Techno-Macher das Dynamische wesentlich. Die Futuristen erhoben es allerdings in einen starren Kultstatus, der seinen Höhepunkt im Geschwindigkeitsrausch einer Kriegsmaschinerie erfuhr.

Dass weite Teile der Gesellschaft mit dem Tempo neuer Entwicklungen überfordert sind, betont ›Teilzeitklangprogrammierer‹ Björn Gerhardt. Die Anpassung an eine sich ständig ändernde Leistungsgesellschaft entfremde den Menschen von sich selbst. Gerhardt sieht ähnliche Prozesse in der Techno-Musik, die deshalb ihre Wandlungsfähigkeit permanent prüfen und veranlassen müsse. Er stellt vor diesem Hintergrund die prinzipielle Frage: »Bin ich bereit, den Wandel der musikalischen Grundwerte zu erleben und mitzugestalten? Oder lasse ich mich von der Angst leiten, dass weder mein Geist noch mein Körper imstande sind, eine derart gewaltige Energie zu verarbeiten?«163

163 Gerhard, Björn: Die Neunziger. In: Bahr/Roßdeutscher. A.a.O., S. 176ff.

Ihm zufolge ermöglicht Techno eine Rückkehr des Menschen zu sich selbst und eine Erweiterung des gesellschaftliche Bewusstseins:

»In einer Zeit, deren einzige Prämisse ein hohes Leistungsvermögen des Einzelnen ist, bietet Techno den Weg zurück in das tonale Bewußtsein, ermöglicht ganzheitliches Empfinden und erhöht unser Körper-Geist-Bewusstsein. Techno schafft ein global-kollektives Bewusstsein mit der herausragenden Eigenschaft einer ›endlich‹ neuen Musik, die uns zurückführt zu den Wurzeln des Seins.«164

164 Ebd.

Demnach kann man resümieren: In Überwindung einer vom rasanten Fortschritt geprägten Gesellschaft gilt Techno als Heilmittel zu innerer Einkehr und schafft somit die Basis für eine bewusste Wahrnehmung dessen, was passiert. Im Wesentlichen jedoch soll Techno die Menschen packen und berühren, das ist für Atkins entscheidend:

»A good dance track is going to grab your attention but on top of that I want something that is interesting and different enough to make you take notice of it. It


Erste Seite (i) Vorherige Seite (64)Nächste Seite (66) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 65 -Volkwein, Barbara: What´s Techno