Techno-Macher fassen ihre Musik als ein künstlerisches Produkt auf, das durchaus in
der Lage ist, gesellschaftlichen Einfluss auszuüben. Allein deshalb sollte sie beständig
sein und musikalisch so angelegt, dass sie kein ›billiger‹ Stoff ist, den die Hörer sofort
wieder vergessen. Musikalisch müssen dann Klänge und Strukturen produziert werden,
die zwar das Gewohnte überschreiten, sie jedoch nicht ins Extreme führen, so dass
niemand etwas damit anfangen kann. Das ist der Anspruch, den erfolgreiche
Techno-Macher an ihre Musik stellen:
»It’s really easy to lay down a drum track, a little bassline and some little
shallow chordline or whatever. So many kids know how to start a track but
they don’t know how to finish it, how to make it just right so that it’s got
every element but it’s not overbearing. They don’t care about the integrity
of the business, or where they’re coming from mentally. All they care about
is putting a record out so they can get some money, and they don’t see the
terminal damage that the injection of a garbage track is going to do the
society,«157
sagt Derrick May.
Schon immer haben verschiedene Musikrichtungen unterschiedliche gesellschaftliche
Gruppierungen angesprochen oder, im Falle einer neuen musikalischen Strömung, zu (neuen)
Gruppierungen geführt: So kann Musik bei Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl
erzeugen – und das gilt auch für Techno. Demgemäß können Musiker als gesellschaftliche
Vorbilder bezeichnet werden, deren Akzeptanz durch öffentliche Institutionen und
politische Kräfte unterschiedlich ausfällt. Im Interview gibt Kevin Saunderson die
Perspektiven seiner ganz persönlichen sozialen Einflussmöglichkeiten mittels Techno
preis:
»I really believe that a lot of drugs were planted in America. They were
put among the minorities as a way of breaking down communities, of keeping
blacks and other minorities against each other, of keeping the black race from
rising. If someone asks me a thousand times, I’ll swear that’s the reason, that’s
what’s happening. The only thing we can do is to achieve something positive,
set a good example. Beat the system by not doing what they want us to
do«.158
158 Saunderson zitiert in Trask. The Sound. Ebd.
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Der Musiker afro-amerikanischer Abstammung glaubt immer noch an eine gesellschaftliche
Benachteiligung schwarzer Musiker. Seine Strategie besteht darin, erfolgreich zu
sein159
159 Auch in Detroit wurden wie anderswo Schwarze diskriminiert.
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und somit
die einstige Hochburg schwarzer Musiker, nämlich Detroit, wieder zurück auf die musikalische Landkarte
zu platzieren.160
160 Nach dem Weggang von General Motors und Motown-Records, galt Detroit als Stadt
und als Plateau für Musikschaffende lange Zeit als geringbedeutend.
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Es bestehen Gerüchte, dass selbst in der zeitgemäßen, modernen Techno-Bewegung
schwarze DJs und Musiker finanziell benachteiligt wurden und weiße DJs und Musiker
meistens finanziell größere Erfolge verbuchen.
»Afro-amerikanische Platten bieten schon immer die verlässlichste Quelle für den
Dance Groove. Über die Jahre haben diese Platten den Altar des Grooves so
nachdrücklich gehuldigt (. . . ), dass sie nur selten in den Charts erscheinen, geschweige
denn eine Nummer 1 werden. Als Nebenprodukt dieser Situation glauben alle Groove
Gangster (. . . ) bis heute, sie würden von der Musikindustrie (. . . ) abgezogen.
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