Wahrnehmung
für die dynamischen und konstruktiven Aspekte der modernen Realtität
schafft.«152
152 Günther, Hans: Befreite Worte und Sternensprache. Der ital. und russ. Futurismus. In:
Funkkolleg Literarische Moderne. Studienbrief 4, 1993. S. 29.
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Gesellschaftliche Prozesse zu verändern, einer Entfremdung der durch sie betroffenen
Individuen entgegenzuwirken und eine Re-Sensibilisierung der Menschen durch und für
Musik herbeizuführen, bedarf weder zu Zeiten des Futurismus noch in der Gegenwart
einer Legitimation. Dass deshalb die Musik der Zukunft etwas Neues sein soll, ist sicher
schon immer die Intention der Musiker aller Sparten gewesen. Techno-Macher zeigen
sich oft müde, in ihrer Musik ›Altes‹ zu zitieren. Ausgenommen sei hier das
Remixen und das Sampeln von Passagen aus bereits vorhandenen Techno-Tracks
oder anderen ›coolen‹ Elektrosounds, das in den Anfängen von Techno noch
verpönt war. Ein großer Teil der Techno-Produzenten ist sehr stark darauf
bedacht, neuartige Sounds zu kreieren. Sie sollen so originell und andersartig
wie möglich sein, jedoch die ›Grenzen des Hörers‹ nie überschreiten. Welche
Grenzen gemeint sind und wo sie liegen, geht aus den Stellungnahmen der
Musiker, deren Statements für vorliegendes Projekt zur Verfügung standen, nicht
genau hervor. Musikalische Trends zu setzen, ist und war das Anliegen vieler
Techno-Tonkünstler. Vor allem die Detroiter ›Musikerfraktion‹ will mit ihren Tracks
die Vergangenheit hinter sich lassen und eine neue musikalische Fahrtrichtung
vorgeben.
»What’s going to be the music of the future if people keep sampling all
this stuff from the past? I figure that the people who are gonna be real
successful are those who keep looking ahead, who are going to set the
trend. Forget what’s happened in the past. It was good, but let’s move
on,«153
153 Saunderson, Kevin zitiert in: Trask, Simon: The Sound. In: Kempster. A.a.O., S.
61.
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heißt es bei Kevin Saunderson.
Richtungsweisend wollte schon immer ›The
Originator‹154
154 The Originator, da Atkins als einer der wesentlichen Initiatoren von Techno
gilt.
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Juan Atkins sein. Sein erklärtes musikalisches Ziel:
»I want to be as far on the edge as possible, without going over. I want to stand out
whatever I do, but not be so far ahead that people won’t relate to it. It doesn’t really
make sense to music that people will get into in 10 years or so. I just want to be
involved with things that are going to be interesting enough to set trends or
standards.«155
155 Atkins, Juan zitiert in: Trask, Simon. Future Shock. In: Kempster. A.a.O., S.
41ff.
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Der Aspekt der Standardisierung einer mit relativ neuen Produktionsmitteln
erzeugten Musik ist für den Detroiter Musiker wesentlich – seine Musik soll Trends
setzen, verständlich und beständig sein. Das ist auch ein Anliegen Derrick Mays,
der zudem in Techno die ganz klare Aufgabe einer Neugestaltung der Zukunft
sieht:
»I know it’s hard to make something that’s going to have staying power, but try and
make the music as much integrity as possible, because that’s usually the stuff that will last.
This quick little crash-in dance music. . . you could make a couple of thousand pounds, but
what the fuck is that? The kids have to understand that the music scene is based on the
future, and they are the future. If they fuck around with the future then there will be no
future.«156
156 May, Derrick zitiert in: Trask, Simon: Ferocious Beat. A.a.O., S. 51.
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