- 62 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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schlägt im nächsten Jahrtausend zurück.«143
143 Westbam. A.a.O., S. 86.
Später, im Jahr 1996, weist er darauf hin, dass Musik nur dann spannend ist, wenn sie »Irrungen und Wirrungen erzeugt und kein Producer mehr weiß, wie das geht.«144
144 Westbam zitiert in Laarmann, Jürgen: Der Selbstterminator, frontpage 6/1996. O.S.
Aus Bekanntem müssten DJ’s Neues zusammensetzen. Nur wie das »neue Ding« aussehen wird, wüsste er nicht genau. »Wahrscheinlich wird es das erste Ding sein, das nicht aus Amerika kommen wird. Was Tanzkultur angeht, ist Amerika die alte Welt und Europa die neue«.145
145 Ebd.
In Europa habe es kein Dance-Kulturerbe146
146 Er spricht hier auf Disco etc. an.
gegeben. Dies ist für ihn die optimale Basis, Neues zu gestalten. Deshalb liegt sein Schaffensprozess darin, »Dinge aufzubauen und sie dann wieder zu zerstören, um dann wieder neues aufzubauen. Zerstörung ist immer ein kreativer Akt und der Anfang zu etwas Neuem«.147
147 Ebd.
Wusste Westbam, dass die Verherrlichung des aggressiven Dynamismus und der blinde Konstruktivismus des italienischen Futurismus in das totalitäre System des Faschismus mündete?

Im musikalischen Futurismus Italiens erklärte der Komponist Franceso Balilla Pratella die Befreiung der Musik aus dem Korsett des Dur-Moll-tonikalen Systems und aus der Diktatur der Formenlehre.148

148 Bünting. Ebd.
Der Maler und Musiker Luigi Russolo entwarf als einer der Ersten die Utopie einer Musik, die nicht mehr auf künstlich erzeugten Tönen mit bestimmbaren Tonhöhen beruht, sondern auf diffusen, nicht-stimmbaren, in der Wildnis von Natur, Alltag und industrieller Welt vorgefundenen Geräuschen. Hinter beiden Haltungen steckt die Idee einer Verbindung zwischen Kunst (fiktiver Welt) und realer Welt. Es ging darum, der industriellen Welt eine (musikalische) Seele zu geben und gleichermaßen die industrielle Welt in das Reich der Musik einzubeziehen.149
149 Vgl. Wehmeyer. A.a.O., S. 188.
Nach dem Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti150
150 Er begründete den Futurismus. Im Februar 1909 veröffentlichte er das Gründungsmanifest des Futurismus. Vgl. Apollonio, Umbro: Der Futurismus. Manifeste und Dokumente einer künstlerischen Revolution 1909–1918. Köln 1972. S. 33–34.

»beruht der Futurismus ›auf einer vollständigen Erneuerung der menschlichen Sensibilität, die eine Folge der großen wissenschaftlichen Entdeckungen ist.‹ Sein (. . . ) künstlerisches Programm geht von einer radikalen Kritik an der als überlebt erfahrenen eigenen Gegenwart aus, fordert den gänzlichen Bruch mit der Vergangenheit und erklärt die technifizierte Welt zum alleinigen Inhalt und Maßstab einer neuen Kunst.«151

151 Dahlhaus, Carl und Eggebrecht, Hans Heinrich (Hrsg.): Futurismus. Brockhaus Riemann. Musiklexikon. Erw. Aufl. Mainz: Schott 1995. Ohne Autorenangabe.

Dies verlangt er mit einer Radikalität, die sogar eine totale Vernichtung des Vergangenen mittels Krieg bejaht. Mit der Stilisierung der Geräusche einer Kriegsmaschinerie als Kunst mündete Marinetti direkt in den Faschismus ein, was große Kontroversen und schließlich eine Auflösung der futuristischen Gruppierungen in Italien nach sich zog. Als positive Brücke in die Gegenwart behält nach Literaturwissenschaftler Hans Günther »das futuristische Projekt der Erneuerung der Sensibilität in einer rasant sich technisierenden Welt seine Bedeutung, weil es die


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