- 59 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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durch das Angebot computervermittelter Kommunikation mittels World Wide Web neben neuen medialen Kunsterzeugnissen eine Steigerung »der Popularität der personalen Partizipation an der kollektiven Rezeption von Techno in Form der entsprechenden Veranstaltungen.«125
125 Ebd.

Auch nach Jürgen Laarmann hat Techno die Musik durch die immer preisgünstiger werdende (Sampling-)Technologie demokratisiert, die ihm zufolge somit nahezu jedem für die Musikproduktion zur Verfügung steht. Annette Weber kritisiert in dieser Hinsicht, dass jedoch nur eine verschwindend geringe Anzahl von Menschen an einer solchen Welt, in der Technik zur Selbstverständlichkeit einer Szene gehört, teilnehmen kann: »Dass diese Bedingungen nicht einmal zehn Prozent der Weltbevölkerung erfüllen, interessiert für die Debatten von Offenheit und Demokratisierung überhaupt nicht.«126

126 Weber. A.a.O., S. 53.

Darüber hinaus erläutert Meyer, dass durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit hinsichtlich der Organisation von Techno (z. B. Produktion und Vertrieb) eine allumfassende, auch der Einschränkung authentischer Ausdrucksformen unterliegende Vereinnahmung der Techno-Szene durch die Kulturindustrie kaum möglich ist. Einer Kommerzialisierung stehen seiner Meinung nach auch die Kooperationen von im Techno-Bereich organisierten Menschen sowie Firmen mit großen Sponsoren und finanziellen Unterstützungen nicht im Wege, da Vermarktung und Ausdrucksformen in ein und derselben Hand liegen. Diese Tatsache wird für ihn belegt durch die Koexistenz von authentischen und den durch kommerziellen Erfolg trivialisierten Ausdrucksformen bei Techno. »Dadurch wird gleichzeitig die Hierarchie von Ausbreitung, Ausbeutung und Auflösung jugendkultureller Stile, (. . . ), in Frage gestellt«.127

127 Meyer. A.a.O., S. 156.
Weber stellt jedoch den Umgang der Techno-Szene mit Sponsoring durch große Investoren in Frage. Sie kritisiert die scheinbar marginalisierte Selbstdarstellung eines Teils der Techno-Bewegung und zielt dabei insbesondere auf die Kooperationen der frontpage-Macher oder der Love-Parade-Veranstalter mit großen Zigarettenfirmen. Weber zeichnet die Techno-Kultur als eine von kommerziellen Interessen geprägte Kultur. Die »techno-owned«-Gemeinschaft verfahre nach dem »black owned«-Prinzip. »Dass hinter techno-owned auch immer Sponsoren standen, die sich des kreativen Outputs (. . . ) der Techno-Community bedienen konnten, wird nicht kritisiert, sondern scheint allseits ein akzeptierter Bestandteil von Techno-Culture zu sein«.128
128 Weber. A.a.O., S.46.
Am Beispiel der Diskussionen um die Berliner Love Parade, die besonders seit Mitte der Neunziger bei Senatsmitgliedern, Naturschützern und Anliegern zum Politikum129
129 Hierbei geht es neben Faktoren des Umweltschutzes hauptsächlich um das Anzweifeln der Love Parade als politische Demonstration. Im Sommer 2001 hat der Berliner Senat der Love Parade erstmals den Status einer politischen Demonstration aberkannt. Nach juristischen Auseinandersetzungen fand im Jahr 2002 die Parade als kommerzielle Veranstaltung statt.
avanciert, scheiden sich diesbezüglich die Geister. Für die Einen steht sie für Ausverkauf130
130 Ein Techno-Macher sagte einmal zu mir: »Music dies in a commercial sense«. Intressanterweise nahm die Zahl der Teilnehmer der Love Parade nach ihrer offiziellen Deklaration als kommerzielle Veranstaltung enorm ab: Waren es im Jahr 2000 noch 1,5 Mio. so kamen 2002 »nur« noch 700.000.
und Verrat der Authentizität

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