durch das Angebot computervermittelter
Kommunikation mittels World Wide Web neben neuen medialen
Kunsterzeugnissen eine Steigerung »der Popularität der personalen Partizipation
an der kollektiven Rezeption von Techno in Form der entsprechenden
Veranstaltungen.«125
Auch nach Jürgen Laarmann hat Techno die Musik durch die immer preisgünstiger
werdende (Sampling-)Technologie demokratisiert, die ihm zufolge somit nahezu jedem
für die Musikproduktion zur Verfügung steht. Annette Weber kritisiert in dieser
Hinsicht, dass jedoch nur eine verschwindend geringe Anzahl von Menschen an einer
solchen Welt, in der Technik zur Selbstverständlichkeit einer Szene gehört, teilnehmen
kann: »Dass diese Bedingungen nicht einmal zehn Prozent der Weltbevölkerung erfüllen,
interessiert für die Debatten von Offenheit und Demokratisierung überhaupt
nicht.«126
126 Weber. A.a.O., S. 53.
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Darüber hinaus erläutert Meyer, dass durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit
hinsichtlich der Organisation von Techno (z. B. Produktion und Vertrieb) eine
allumfassende, auch der Einschränkung authentischer Ausdrucksformen unterliegende
Vereinnahmung der Techno-Szene durch die Kulturindustrie kaum möglich ist. Einer
Kommerzialisierung stehen seiner Meinung nach auch die Kooperationen von im
Techno-Bereich organisierten Menschen sowie Firmen mit großen Sponsoren und
finanziellen Unterstützungen nicht im Wege, da Vermarktung und Ausdrucksformen in
ein und derselben Hand liegen. Diese Tatsache wird für ihn belegt durch die
Koexistenz von authentischen und den durch kommerziellen Erfolg trivialisierten
Ausdrucksformen bei Techno. »Dadurch wird gleichzeitig die Hierarchie von
Ausbreitung, Ausbeutung und Auflösung jugendkultureller Stile, (. . . ), in Frage
gestellt«.127
127 Meyer. A.a.O., S. 156.
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Weber stellt jedoch den Umgang der Techno-Szene mit Sponsoring durch große
Investoren in Frage. Sie kritisiert die scheinbar marginalisierte Selbstdarstellung eines
Teils der Techno-Bewegung und zielt dabei insbesondere auf die Kooperationen der
frontpage-Macher oder der Love-Parade-Veranstalter mit großen Zigarettenfirmen.
Weber zeichnet die Techno-Kultur als eine von kommerziellen Interessen geprägte
Kultur. Die »techno-owned«-Gemeinschaft verfahre nach dem »black owned«-Prinzip.
»Dass hinter techno-owned auch immer Sponsoren standen, die sich des kreativen
Outputs (. . . ) der Techno-Community bedienen konnten, wird nicht kritisiert,
sondern scheint allseits ein akzeptierter Bestandteil von Techno-Culture zu
sein«.128
Am Beispiel der Diskussionen um die Berliner Love Parade, die besonders seit
Mitte der Neunziger bei Senatsmitgliedern, Naturschützern und Anliegern zum
Politikum129
129 Hierbei geht es neben Faktoren des Umweltschutzes hauptsächlich um das Anzweifeln
der Love Parade als politische Demonstration. Im Sommer 2001 hat der Berliner Senat
der Love Parade erstmals den Status einer politischen Demonstration aberkannt. Nach
juristischen Auseinandersetzungen fand im Jahr 2002 die Parade als kommerzielle
Veranstaltung statt.
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avanciert, scheiden sich diesbezüglich die Geister. Für die Einen steht sie für
Ausverkauf130
130 Ein Techno-Macher sagte einmal zu mir: »Music dies in a commercial sense«.
Intressanterweise nahm die Zahl der Teilnehmer der Love Parade nach ihrer offiziellen
Deklaration als kommerzielle Veranstaltung enorm ab: Waren es im Jahr 2000 noch 1,5
Mio. so kamen 2002 »nur« noch 700.000.
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und Verrat der Authentizität
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