- 57 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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und Weiterbildung, Vereine als »Konservatoren einer sozialen Wirklichkeit«116
116 Meyer zitiert Beck, Ulrich: Die Risikogesellschaft. FfM. 1986.
) immens in Frage und markieren somit einen Wandel sozio- und jugendkultureller Entwicklungsprozesse.

Warum Techno als Kultur einen solchen Erfolg haben konnte, erklärt sich Maset117

117 Maset. A.a.O., S. 20.
mit der Entstehung der Industrial Music Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, die sich zu einer »Folklore eines postindustriellen Zeitalters, die radikal aus den gängigen, musikalischen Schemata ausbrach«, entwickelt habe. Eine Ursache für den Erfolg von Rave118
118 Hier im Sinne von Techno verwendet, Anm. d. Autorin.
sieht der Autor in der »verbindenden Kraft naiv-schöner Melodien«: »das Naive wird im Ritual gefeiert, und nichts ist schöner als eine naive Melodie, die von einem brachialen Beat unterlegt ist.« Als dem von Maset bezeichneten Klang der Bejahung schafft Techno eine Bewegung sehr verschiedenartiger Menschen, die »sich auf der Grundlage ihrer totalen Unterschiedlichkeit gemeinsame rituelle Räume schaffen können. (. . . ) ein Erleben, das subjektiv jeweils völlig unterschiedliche Wahrnehmungen während eines kollektiven Rituals ermöglicht.«

In seinem Aufsatz »Meine Abrechnung« formuliert Jürgen Laarmann, dass Techno immer mehr als nur Musik gewesen sei. Techno stünde für eine gesellschaftliche Bewegung, die einerseits über den Dancefloor hinausgehe, deren Ursprung andererseits wiederum der Dancefloor sei: »Zur neuen Musik gab es neue Parties, die stilbildend für den Techno-Vibe, das Techno-Prinzip und das Techno-Image waren«119

119 Laarman: Meine Abrechnung. frontpage 2 / 97.
. Im Klangbild von Techno sieht er eine Befreiung der Menschen. Der Spaß am Sound von Techno verbinde die Menschen zu einer Gemeinschaft. Gesellschaftliche Aspekte wie »Liebe, Friede, Toleranz, Respekt, Neugier, Freude, Experimentierfreudigkeit, Abwesenheit von Rassismus, Sexismus«120
120 Ebd.
würden innerhalb der Techno-Bewegung gefordert und umgesetzt. Schließlich zeichnet der einstige Techno-Papst Laarmann Techno als die »kulturelle Krönung dieses Jahrtausend (sic!)«.

Auch in den Ausführungen Hans Coustos gilt Techno als eine Kulturerscheinung. Er sieht in ihr eine »multimediale, sequenzielle Kunst- und Ritualform«,121

121 Cousto. A.a.O., S. 69.
die religiöse, musikalische und meditative, aus alten Traditionen stammende Elemente mit innovativen Forschungserkenntnissen vereint. Er schätzt wie die in diesem Kapitel dargestellten Autoren Techno als eine wachsende Kulturform der Gegenwart ein, an der viele junge Leute teilnehmen. Das Entstehen neuer sozialer Infrastrukturen in der Technowelt stellt für viele Menschen ein Zuhause und somit eine kulturelle Gemeinschaft dar. Nach Cousto verbindet Techno »Urkulte mit neuer Kultur«.122
122 Ebd. S. 70.

4.5.2.  Politik

Eine derartige Entwicklung provoziert die These nach einer politiklosen Jugend, die nichts anderes im Sinn hat, als an der auch von der Kulturindustrie gestalteten, freiwillig gewählten Vergnügungsgemeinschaft teilzunehmen. Nach Meyer ist


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