- 56 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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bedienen sich unterschiedlichen Formen der typischen Stilmittel des Underground«.109
109 Lothwesen. TECHNO – Jugend. A.a.O., S. 83.
Auch Annette Weber sieht »das Erfolgskonzept des Techno-Spirits in der Nachahmung von Minderheitenstrukturen«.110
110 Weber, Annette: Miniatur-Staat Rave-Nation. Konservatismus im Kontext der Techno-Community. In: Holert, Tom: Mainstream der Minderheiten. S. 41ff.
Die Musik und alle mit dem kulturellen Erscheinungsbild von Techno zusammenhängenden Faktoren erleben einen Wandel der gesellschaftlichen Anerkennung im Übergang vom subkulturellen- zum Mainstream-Techno als spezifisches Darstellungsmittel einer Jugendszene.

Einen jugendkulturellen Umbruch konstatiert laut Erik Meyer die Shell-Studie von 1997: Jugendliche organisieren sich heutzutage in ihrer Freizeit kaum mehr in Institutionen wie in Vereinen, Verbänden oder Parteien.111

111 Vgl. hier Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.): Jugend ’97. Opladen.
Nach Einschätzung Meyers wird dieser Wandel gemeinhin als eine Hinwendung zu ansteigenden Individualisierungsprozessen begriffen, der u.a. aus einer pluralisierten Interessenslage und aus zunehmend entstandardisierten Möglichkeiten der Erwerbsarbeit junger Menschen resultiert. Für ihn ist die freiwillige Teilnahme an sozialen, unverbindlichen, eher an kulturell-ästhetisch orientierten Gemeinschaften nicht nur ein Ergebnis dieser Entwicklung, sondern zeichnet die Absage Jugendlicher an formelle sowie traditionelle Verbindlichkeiten, denen immer noch ein erzieherischer oder moralischer Charakter anhaftet. Besonders die Arbeitsmarktlage zwang Jugendliche vorwiegend in westlichen europäischen Ländern wie in Großbritannien oder Deutschland zu individuellen Problemlösungen, die sich natürlich auch auf das Freizeitverhalten auswirken, so der Autor. Ein mittlerweile gängiges Modell sind erwerbstätige Beschäftigungen eines jungen Menschen auf mehreren Gebieten, wie es auch in der Techno-Szene vorliegt: Die gleichzeitige Arbeit als DJ, Produzent, Label-Betreiber und gelegentliche Teilzeitkraft als Fahrer, Aushilfsverkäufer oder Barkeeper sind keine Seltenheit.112
112 Hierzu sei angemerkt, dass es daneben auch einige ›Vollzeitmusiker‹ gibt, die in keinem anderen Bereich jobben und nahe an der Armutsgrenze leben.
Vor diesem Hintergrund existiert in der Techno-Bewegung zwar eine Gemeinschaft, jedoch basiert sie nicht auf dem Gefühl des Gruppengedankens, also der verbindlichen Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu, sondern eher auf der freiwilligen Zusammenkunft aus »ästhetischer Attraktivität«113
113 Meyer, Erik: Die Techno-Szene. Opladen: Leske und Budrich 2000. S. 158.
diverser Angebote der Techno-Szene: Tanz-Veranstaltungen, Schallplatten, Mode etc. Erik Meyer kommt deshalb zum Schluss, »dass die Techno-Szene eine Form der Vergemeinschaftung unter der Bedingung individualisierter Sozialzusammenhänge darstellt, die auf der Grundlage eines freien Entschlusses erworben werden kann«.114
114 Ebd.
Bei Techno stellt die Teilnahme Jugendlicher an einer kulturellen Praxis, die zumeist durch kommerzielle Erlebnisangebote vermittelt wird, das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit dar. Gemeinschaft resultiert Meyer zufolge zudem aus den körperlichen, ekstatischen Tanzerlebnissen. Nach seinem Ermessen stellen diese unter anderem115
115 Diese Entwicklung zeichnet sich noch stärker in der Hip-Hop-Szene ab.
von der Techno-Szene entworfenen eigenständigen Sozialisierungsstrategien traditionelle Sozialisierungsinstanzen wie die von Familie, Schule und anderen gesellschaftlichen Institutionen (herkömmliche, nicht zeitgemäße Aus-

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