- 55 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (54)Nächste Seite (56) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

4.5.1.  Kultur

Techno an »der Schnittstelle zwischen originär subkulturellen Phänomen und medialer Konstruktion« ist die Darstellung »einer Vereinigung uniform-amorpher, nihilistisch orientierter Hedonisten«,102

102 Lothwesen, Kai. TECHNO – Jugend zwischen authentischer Kultur und Medienkonstrukt. In: Diskussion Musikpädagogik Nr.6 / 2000. S. 78.
schreibt Musikwissenschaftler Kai S. Lothwesen. »Neben ›dem Geist‹, der sich in Körperlust verliert, erscheint auch die Zukunft ›des Sozialen‹ durch Techno gefährdet«,103
103 Klein. electronic vibration, a. a. O., S. 18.
schätzt auch Gabriele Klein das mediale Bild von Techno ein. Die Divergenz zwischen standardisierten Klischees im öffentlichen Bewusstsein und der kulturellen Identität der Techno-Szene selbst ist auffällig.

Der Jugend als ein Teil der Gesellschaft stehen jedoch vielschichtigere Bedeutungsebenen zu. Durch die Beobachtung der Entwicklung elektronischer Tanzmusik, die aus weltweiten sowie regionalen Musiktraditionen entstand, kann nach Lothwesen Techno als eine »gewachsene«Jugendkultur104

104 Vgl. Lothwesen. TECHNO - Jugend. A.a.O., S. 78.
gelten. Techno ist innerhalb einer großen, allgemeinen Gesellschaft eine Teilkultur – wenn Autoren im Zusammenhang mit Techno über Kultur referieren, meinen sie vornehmlich Jugendkultur. Sie in der gegenwärtigen Lage sich auflösender Grenzen105
105 Sie sind u.a. bedingt durch eine veränderte biografische Entwicklung der Menschen und altersübergreifende Angebote der Medien.
zu beschreiben, ist nicht immer ganz einfach: Klein stellt zum Beispiel die Altersdivergenzen der sich in zwei Gruppen aufsplittenden jugendlichen Techno-Kultur als die jungen Raver und älteren Clubber dar.106
106 Klein. electronic vibration. A.a.O., S. 66ff.
»Jugend ist Kult, ein Ideal, das Erwachsenen erlaubt, ihren eigenen Status zu verlassen oder gar zu negieren«.107
107 Lothwesen. TECHNO – Jugend. A.a.O., S.79.
Simples Beispiel hierfür ist die Mode: Zu Beginn der Techno-Ära konnte sich kaum jemand vorstellen, dass Mikrofaser-Kleidung mit einem zumeist aus dem Science-Fiction oder der Raumfahrt entlehnten Design, wie sie in der Techno-Bewegung lange Zeit üblich war, von gesetzten Mitfünfzigern getragen würde. Diese Aneignung jugendspezifischer Stile durch Erwachsene ist bei der Betrachtung von Techno-Kultur zu berücksichtigen. Darüber hinaus wird Kultur immer mehr entlokalisiert und somit enttraditionalisiert als Folge von Pluralisierungs- sowie Globalisierungsprozessen und als Folge ihrer weltweiten medialen Verfügbarkeit. Kultur ist somit weniger an nationale Räume und Identitäten gebunden. Die Entwicklung von Jugendkultur bezieht sich deshalb nicht mehr ausschließlich auf dominante, spezifische kulturelle Traditionen.

Aus einer musiksoziologisch motivierten Perspektive beschreibt Lothwesen die Techno-Kultur als eine Szene innerhalb der Gesamtgesellschaft, die ihre sozialen Räume ständig ausweitet. Damit sind Veranstaltungsorte (Disco, Club, Flughäfen etc.) ebenso wie die Erweiterung des Aktionsradius über die Kommunikationsmedien (Flyer, Fanzines, Internet)108

108 Detaillierte Beschreibungen zu ebensolchen kulturellen Alltagspraktiken stellt Meyer dar.
gemeint. Die Tatsache der zunehmend kommerziellen Erfolge der ursprünglichen technologischen Underground-Musik setzt eine »Entwicklung von Szenephänomenen zu teilgesellschaftlichem Allgemeingut in Gang: Techno ist in weiten Teilen akzeptiert – Design, Musik, Mode und Werbung

Erste Seite (i) Vorherige Seite (54)Nächste Seite (56) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 55 -Volkwein, Barbara: What´s Techno