- 54 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Immer mehr Menschen können sich durch die immer günstiger werdenden Produktionsbedingungen in technologischer Musik kreativen Ausdruck verschaffen – dies ermöglicht eine freiere Selbstentfaltung. Auch reißt die starke Präsenz der Klänge von Techno mit und erweckt, wie es der Club-Alltag zeigt, offensichtlich die Lust zur eigenen Körperlichkeit. Aus diesem Grund heben einige Autoren die Verwendung von Maschinen bei Techno auf das Niveau einer Technik der Subjektivierung, einer Technik des Selbst: Das Gemeinschaftserleben in einem »maschinischen Gefüge« und die fließende Musik, die ununterbrochene Bewegung und Tanz auslöst, führt in ritueller Manier menschlichen Körper und Geist zusammen, kann als ein Fazit der vorangegangenen Ausführungen verstanden werden.

4.5.  Techno ist Kultur, Politik, Kommerzialität

»Techno wird bleiben und musste schon sein, musste erscheinen, bevor es auftrat. Es ist eine Konsequenz und Notwendigkeit, die darin erfolgt, und dadurch nach außen sich wendet. Es ist der akustische (musikalische?) Ausdruck unserer Zeit«.99
99 Breuer. A.a.O., S. 87.
Henning Breuer

Kultur ist immer ein sozialer Prozess. Kultur erscheint immer als Feld der Entstehung kultureller Praktiken. Kultur ist immer an soziale Beziehung geknüpft, formuliert sinngemäß Gabriele Klein eine Grundvoraussetzung der Herangehensweise an eine Kultur.100

100 Klein. electronic vibration. A.a.O., S. 300.
Dies ist auch bei Techno der Fall. Im Techno-Diskurs findet die Charakterisierung von Techno als Kulturform demgemäß auf verschiedenen Ebenen statt, wobei die gesellschaftliche und menschliche den größten Raum einnehmen. Dabei ist ein Blick auf die Entwicklung von Techno als jugendkulturelle Bewegung, auf Bildung von Identität sowie auf die kulturelle Praxis und Performance sinnvoll.101
101 Vgl. hierzu Veit Erlmanns Darstellung zur Herangehensweise an Musikkulturen. Musikkultur. In: Bruhn, Herbert/ Rösing, Helmut. Musikwissenschaft. A.a.O., S. 71ff.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Vermittlung der Medien eine große Rolle, aus denen Außenstehende ihr Bild über die Techno-Bewegung als politiklose Party-Gemeinschaft ziehen. Die gesellschaftliche Beteiligung der jungen Techno-Anhänger durchbricht nicht nur das Verständnis für Formen der Vergemeinschaftung, sondern schafft, bedingt durch die ständig wachsenden Prozesse der Pluralisierung und Individualisierung, neue Formen der Vergemeinschaftung – auch das ist ein weiterer wesentlicher kultureller Gesichtspunkt. Zudem bedingen diverse Faktoren wie klangliche Elemente, musikalische Strukturen, verbesserte sowie kostengünstige Produktionsbedingungen oder das Zusammenspiel von Mensch und Technologie eine Begründung von Techno als eigenständige (Jugend-) Kulturform. Das vorliegende Kapitel skizziert verschiedene Konzepte über Techno als kulturelle und politische Bewegung, wird jedoch nicht in Details gehen. Hier eignet sich neben der Lektüre von Erik Meyer und Gabriele Klein auch die von Hans Cousto, der eine sehr persönliche, jedoch nicht weniger interessante Position einnimmt.

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