- 52 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Wechselwirkung von Mensch und Maschine aufgefasst. Der Ansatz hat vermutlich seine Ursache in der nach außen hin anmutenden Symbiose von Körper(-lichkeit) und Maschinenmusik bei Rezipienten und Produzenten. In diesem Zusammenhang verwenden Autoren häufig den Begriff der Synergie: Synergie meint laut Duden zunächst »die Energie, die für den Zusammenhalt und die gemeinsame Erfüllung von Aufgaben zur Verfügung steht«.86
86 Müller, Wolfgang. Duden »Fremdwörterbuch«. Mannheim, Wien, Zürich 1982. S. 743.
Darüber hinaus stellt sie das Zusammenwirken von Substanzen dar, die sich gegenseitig fördern. Gabriele Klein sieht in Techno die »kompromißlose Anwendung von zeitgenössischen Technologien und ihren maschinellen Elementen«,87
87 Klein. Tanz als Space-Shuttle. A.a.O., S. 58.
in der das Zusammenwirken technologischer, dem Industriealltag naher Klänge und dem hedonistischen Abendvergnügen längst keinen Gegensatz mehr bilden. »Vielmehr entstehen erst über die Synergie von Mensch und Maschine die kulturellen Praktiken des Rituals, der Ekstase und der Trance«.88
88 Ebd.
Die Tanzenden führten einen Dialog mit den Maschinen, was keineswegs den Verlust der Sinnenhaftigkeit nach sich ziehe. In der Darstellung Kleins ist über die Interaktion zwischen Techno-Musikern, DJs und Rezipienten wenig zu finden. ›Der Tanzende‹ steht bei ihr im Vordergrund.

Als einen Raum zur Herstellung von Zeichen, in dem nur wenig symbolhaft vorgegeben wird, bezeichnet Pierangelo Maset Techno. Auf der musikalischen Ebene ist es die fehlende Sprache, der fehlende Gesang, der in diesem Sinne Nichts symbolisch vorzeichnet. Maset sieht wie Klein bei Techno eine Anbindung der Bewegung an die Musik: »Auch die Form der Bewegung zur Musik ist nicht symbolisch kodiert, sondern sie entwickelt sich aus dem Zusammenhang der Maschinenmusik, sie ist ausdruckshaft an die Beats gebunden, jeder kann dem Tanz beitreten und seine Subjektivierung entwickeln, indem er sich an die Maschinerie anschließt.«89

89 Maset. A.a.O., S. 21.
Allerdings sind die Autoren geteilter Auffassung, ob sich nun die Bewegung aus der Maschinenmusik (Maset) oder sich die Maschinenmusik aus der Bewegung, dem Tanz (Klein) entwickelt.

Nach Maset sind bei Techno alle audiovisuellen und sensomotorischen Anwendungen bzw. Techniken Verfahrensweisen, mit denen sich ein Subjekt bestimmte Konstruktionen schafft, d.h. bestimmte Bedürfnisse und Wünsche erfüllt. Techno erziele mittels der Musik oder des Tanzes andernfalls mittels der Kommunikation dieser und anderer Elemente Subjektivierungen. Hier erscheint ein Blick auf die kulturelle, techno-spezifische Praxis sinnvoll. Sie ist gezeichnet durch künstlich designte Atmosphären, die in real vorhandenen Räumen sowie in Klangräumen stattfinden. Ferner baut sie laut Maset auf ein maschinelles Gefüge, das sich aus Elementen der virtuellen Realität, Datenbanken, Stroboskopen, Laser, digitalen Apparaten und dergleichen zusammensetzt. Als Grundlage seiner ›Techno-Theorie‹ bezieht sich Maset auf Félix Guattari90

90 Vgl. Guattari, Félix: Über Maschinen. In: Schmidgen, Henning (Hrsg.): Ästhetik und Maschinismus. Texte zu und von Félix Guattari. Berlin: Merve 1995.
, der eine Loslösung aus der »Vorstellung, dass die Technologien uns in eine Situation der Unmenschlichkeit und des Bruches mit jedem ethischen Projekt führen«91
91 Guattari. A.a.O., S.116.
für dringend notwendig hält. Dieses von

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