(tiefe Frequenzen)
werden beim Übergang von Luft in Festkörper weniger stark reflektiert als
kurzwellige. Somit kann vorzugsweise tieffrequenter Luftschall als Körperschall im
menschlichen Organismus weitergeleitet werden oder tieffrequenter Luftschall
kann einzelne Organe / Organsysteme zu mechanischen Schwingungen anregen.
Allerdings ist beides nur bei entsprechend hohen Intensitäten des Luftschalls der
Fall.«81
81 Aus einer E-Mail von Dr. Marianne Schust vom 7.2.2001 an die Autorin.
Weiterführende Literatur: Hellbrück, J.: Hören – Physiologie, Psychologie und
Pathologie. Hogrefe Verlag, Göttingen, 1993; Schust, M.: Biologische Wirkung
von vorwiegend luftgeleitetem Infraschall. Schriftenreihe der Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Literaturdokumentation Ld 7, Wirtschaftsverlag
NW, Dortmund/Berlin 1997 (Hier geht es jedoch um Arbeitslärm, nicht um
Musik)
|
Der Wissenschaftlerin sind allerdings »keine systematischen Untersuchungen am Menschen
bekannt, die nachweisen, bei welchen Frequenzen und welchen Luftschall-Intensitäten mit
Körperschall oder mechanischen Schwingungen von Organen in welcher Größenordnung zu
rechnen ist.«82
Insgesamt erscheint es in Bezug auf Techno zutreffender, von subsonischen Qualitäten
der Sounds zu sprechen: So wird deutlich, dass man schon Einiges hören und darüber
hinaus Vieles fühlen kann. Informelle, die Fühlbarkeit von Klängen bestätigende
Gespräche mit DJs geben die Beobachtung wieder, dass sich Raver und Clubber bei
Techno-Events immer wieder gerne vor die Boxen stellen, um den Druck der
Basssounds besser zu spüren, dass manche Techno-Musiker die Bassdrum nach den
Vibrationen in den Fußsohlen abmischen oder dass allein die Membranen der Boxen
schwingen.
Jürgen Laarmann formuliert die Vorteile des technologischen Einsatzes bei Techno,
zielt jedoch nicht so sehr auf die Entstehung der Klangvielfalt ab, welche die
Produktionsmethoden ermöglichen. Er betrachtet die menschlichen Freiräume, die sich durch
die Produktionsbedingungen entwickeln. In einem Aufsatz vertritt er die These, dass die
Technologie Menschen verhalf, Ideen zu realisieren und ferner zur freien Selbstentfaltung zu
kommen.83
83 Laarmann. the techno principle or What Is Techno Really? A.a.O.
|
Laarmann spricht in diesem Zusammenhang vom »Techno-Prinzip«. Unter anderem
meint er damit, dass insbesondere Kontinentaleuropäer die Möglichkeit haben,
zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes durch die
Nutzung von Technologien zu bestreiten, die jeder Einzelne natürlich auf einen
sinnvollen Umgang prüfen müsse. Gerade die heutige Generation habe ein hohes
Maß an Selbstbestimmung und »das Techno-Prinzip fordere, diese Freiheit zu
nutzen.«84
Immer günstiger werdende Produktionsbedingungen ermöglichen dem Autor zufolge
einem großen Teil junger Menschen, sich kreativen Ausdruck zu verschaffen
sowie an diesem Teil zu haben: »Das Techno-Prinzip führt Technologie wieder
auf ihren Ursprungspunkt zurück, nämlich dem Menschen bei seiner freien
Selbstentfaltung zu dienen, und was sollte Individualismus / Glück denn sonst
sein?«85
Den menschlichen Aspekt der Selbstentfaltung ausweitend, wird Techno in der Literatur
als eine energetische Verbindung, als eine sich gegenseitig bedingende
|