- 50 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (49)Nächste Seite (51) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Mit Techno sind außergewöhnliche, manchmal nahe an der Grenze der (pop-)musikalischen (Hör-)Gewohnheit liegende Klänge auf die Tanzflächen der Discotheken und Clubs gekommen. So skizziert Poschardt73

73 Poschardt. DJ Culture. A.a.O., S. 313.
die Differenziertheit der geräuschhaften Klänge im Techno sowie den Einsatz der Technologie gegen ihre eigentliche Bestimmung.74
74 Gerade zu Beginn der musikalischen Techno-Ära war es gängige Praxis, die Geräte gegen ihre eigentliche technische Bestimmung zu bedienen und aus ihnen innovative Klänge zu holen.

Wie Szenekenner immer wieder berichten, stellt sich bei der Wahrnehmung von Techno eine Verschmelzung von klanglichen Eigenschaften und menschlichem Körper ein (siehe Trance-Kapitel). In diesem Zusammenhang machte vielerorts die Wortfloskel der vermeintlich subsonischen75

75 Die Hörgrenze unterschreitend.
Bässe, die durch Mark und Bein gehen, die Runde. Für Poschardt ist »Techno die Musik absoluter Unmittelbarkeit und reiner Physik«,76
76 Poschardt. A.a.O., S. 314.
die mit brachialer Wucht direkt in die Nervenschaltbahnen der Menschen gelangt, von wo aus sie Signale an den Körper sendet. Dies alles hat ihm zufolge seine Ursache in der Lautstärke, in Quietschgeräuschen und in diesen, auch bei ihm so benannten subsonischen Basslinien – im Gegensatz zu House und Disco, die ihre Unmittelbarkeit über »Verführung, Glamour, Charme, Erotik und Eleganz«77
77 Ebd.
erhielten. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass beispielsweise der Musikethnologe Gilbert Rouget die u.a. von Andrew Neher aufgestellte These der neurophysiologischen Wirkung von Drums für unhaltbar hält. Eine Wirkung erfolge auf anderen Ebenen: »If (. . . ) there is one instrument capable of shaking our nerves, then it must, one would think, be the drum. Moreover, it is also the instrument par excellence of rhythm, and therefore of dance.«78
78 Poschardt. A.a.O., S. 314.

Ebd Rouget. A.a.O., S. 170ff.

Inwieweit es zur Wahrnehmung von Bässen als Körper- und nicht als Hörschall kommt, könnte mit dem in Clubs durch die Lautstärke entstehenden hohem Luftschall zusammenhängen. Sogenannte Discobässe haben einen hohen Schalldruck, der als Stoßwelle auf den Körper trifft. Jedoch kommen die meisten Subwoofer79
79 Lautsprecher, die sehr tiefe Frequenzen wiedergeben.
nur selten unter 30 Hz. Allerdings können sich in großen Hallen bzw. tunnelförmige Hallen, wie sie immer wieder bei Techno-Events beliebt sind, auch Resonanzwellen bilden, die zur Schwingung tieferer Frequenzen (7–8 Hz) führen. Dies könnte eine Ursache für die Schallwahrnehmung elektronischer Clubmusik über den Körper sein80
80 Die Ausführung muss im Bereich des Spekulativen bleiben, da es derzeit keine wissenschaftliche Untersuchungen hinsichtlich der körperlichen Schallwahrnehmung elektronischer Tanzmusik existieren.
. Marianne Schust von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichtet zur körperlichen Wahrnehmung von Schall:

»Prinzipiell ist aber insbesondere bei tieffrequentem Schall auch eine Wahrnehmung über andere Rezeptoren möglich: Schall ist eine Schwingung (der Moleküle), welche sich wellenförmig in einem elastischen Medium (Gase, Festkörper, Flüssigkeiten) ausbreitet. Beim Übergang von Luft in Festkörper kommt es wegen der unterschiedlichen Impedanz beider Medien zu Energieverlusten. Lange Schallwellen


Erste Seite (i) Vorherige Seite (49)Nächste Seite (51) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 50 -Volkwein, Barbara: What´s Techno