- 49 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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bezeichnet hat. Diese Sichtweise, die, ganz im Sinne modernen Denkens, Technik und Ästhetik, Maschinelles und Sinnenhaftes voneinander trennt und Medienapparate, Maschinen und Technologie als einen monolithischen, sinnenfeindlichen Block begreift, wird allerdings dem Phänomen Techno nicht gerecht.«69
69 Klein. Tanz als Space-Shuttle. S. 57–58.

Wie Gabriele Klein skizziert, ist die als unempfindsam beschriebene Erfahrung des vom Maschinellem geprägten Techno-Alltags durchaus unterschiedlich aufzufassen: Für die Erläuterung der Verhältnisse von Mensch und Maschine im Techno wählen einige Autoren insbesondere einen philosophischen Ansatz.

Techno kann aus verschiedenen Gründen als ein Schaltkreis zwischen Mensch und Maschine gedacht werden: Es stellt sich die Frage, inwieweit sich der technologische Einsatz in der Produktion70

70 Detailliert erläutert im Kapitel über die Produktionsweise von Techno.
und der Club-Praxis einerseits auf den Menschen und andererseits auf die Musik auswirkt. Der zweite Aspekt rückt den Ansatz einer Wirkung auf Menschen durch die geräuschhaften, fremdartig anmutenden Klangeigenschaften der mittels Technik erzeugten Musik in den Vordergrund. Darüber hinaus erweitert der erste Aspekt diese These, indem er die komplette ästhetische Techno-Praxis als maschinisches71
71 Maset. Ebd.
Gefüge begreift, das mehr als nur die freie Selbstentfaltung der Menschen durch die technologischen Produktionsbedingungen und der daraus resultierenden Musik meint: nämlich die Aufhebung der Gegensätze von Maschine und Sein durch Techno.

Achim Szepanski, Chef der Label »Force Inc.« und »Mille Plateaux«, umreißt im Gespräch mit Katja Diefenbach die Aufgabe und Wirkung von Maschinenmusik. Dabei stützt er sich auf Deleuze und Guattari, die in ihrem Buch ›Mille Plateaux‹ über die Auflösung und zugleich Veränderung, kurz: die Überwindung des musikalischen Materials durch elektronische Klangmaschinen sprechen. Nach Szepanski ergibt das Zusammenschalten einzelner Module bestimmte Klangmaterialien, die jedoch nicht bis zur Unkenntlichkeit geformt sein sollen: Sie sollen ein möglichst transparentes und dennoch ein das Nicht-Hörbare wahrnehmbar machendes Bild hervorbringen. Als Gegenbeispiel nennt er makellose Melodien und Akkorde wie sie in der Volks- und Popmusik vorkommen: Sie böten einen Sound, der auf keinen Fall den Wohlstand störe, weil er frei von allen Störgeräuschen sei.

»Auch mit dem Synthesizer kann man die Massen in den Tiefschlaf zwingen. Man muss also die Harmonie, den Akkord, ja den Ton selbst sprengen, man muss das Tor für das Geräusch selbst öffnen, den Kanal für den Klangstrom selbst zum Beben bringen. Das ist der Einsatzort für elektronische Musik – nennt man es Techno oder wie auch immer.«72

72 Szepanski. A.a.O., S. 137ff.

Das Durchdringen menschlicher Empfindungen durch klangliche Eigenschaften sowie durch langweilende Ästhetik des Immer-Wiederkehrenden gezeichneten Sounds sind dem Label-Betreiber ein großes Anliegen. Alles vorhandene Klangmaterial zu transformieren und eine Überflutung durch Signale bis hin zur Ohnmacht zu vermeiden, ist die Aufgabe von technologisch produzierter Musik bzw. Techno, bilanziert Szepanski.


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