- 46 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Brandl zeichnet sich Trancemusik durch allmähliche Steigerung der Intensität aus. Accelerierendes Tempo, Zunahme der Lautstärke, zusätzliche polyrhythmische Verschiebungen oder ein intensivierter neuer Einsatz der Musik nach einer abrupten Pause führen genau wie extreme Konstanz, Monotonie, lange Dauer, einfache Formen und minimale Veränderungen bei vielfachen Repetitionen zur tranceauslösenden Krise.52
52 Brandl. A.a.O.
Dies ist laut Mitterlehner bei Techno der Fall.

Neben musikalischen Kriterien gibt er die Lautstärke als weiteres tranceerzeugendes, Techno-typisches Merkmal an:

»Die auffallende Besonderheit ist die Lautstärke, die diese Tanzmusik vor dem akustischen zu einem physischen Erlebnis macht. Der Schallpegel muss nicht nur als steigerbare Qualität betrachtet werden, sondern als besondere Qualität dieser Musik, die für den Hörer die gewünschten Vibrationserlebnisse bringt«.53

53 Mitterlehner. A.a.O., S. 25.

Mitterlehner schildert in seinen rezeptionspsychologischen Untersuchungen die für das Verhältnis von Techno und Trance entscheidenden Kriterien des repetitiven Charakters, der Lautstärke und der polyrhythmischen Verschiebungen in der Musik:

»Bei qualitativ hochwertigen Kompositionen ist die Melodielinie der ersten acht Takte oft so angelegt, dass der ursprünglich als ›Eins‹ gehörte Teil beim Einsatz der Bassdrum verschoben klingt. Der Tänzer bekommt den Rhythmus gewissermaßen in den ›Rücken gedrückt‹ und es entstehen polyrhythmische Konstellationen, die durchaus mit afrikanischer Polyrhythmik vergleichbar sind.«54

54 Ebd.

Zudem beschreibt er aus psychologischer Sicht die Wichtigkeit des Tanzens bei Techno. Die sich wenig verändernden und sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufe beim Techno-Tanzen wirken tranceevozierend ebenso wie das pausenlose Tanzen, das der in der ästhetischen Praxis von Techno übliche ununterbrochene Musikfluss herruft. »Drehungen des Oberkörpers als für Raver typisches Bewegungsmuster können zum Richtungschaos im Schwindel führen. Da dieses, durch das beständige Hin- und Her der Füße rhythmisch strukturiert ist, sind die wesentlichen Voraussetzungen der Tanzekstase gegeben.«55

55 Mitterlehner. A.a.O., S. 24.
Der Zustand der äußersten physischen Anstrengung und die Produktion körpereigener Morphine wirken zudem euphorisierend. Schwitzen und Schlafentzug gelten in der Trance-Forschung als tranceinduzierend: »Das fixierende, differenzierende und urteilende Bewußtsein beginnt so zu ›schmelzen‹, und die Grenze des willentlichen Einflusses kann zur Trance hin überschritten werden.«56
56 Ebd.

Weitere Ansätze von Techno als trance-ritueller Erscheinung bieten mehrere Autoren an. Obwohl auch dort musikalische Kriterien angesprochen werden, nehmen diese im Sinne Rougets eine dem Tanz und dem kollektiven Ritual untergeordnete Rolle ein. ». . . feine Sätze und Wechsel von Sounds, Bewegung und Rhythmen, mit Worten kaum formulierbar . . . in Tänzen interpretiert. . . «57

57 Breuer. A.a.O., S. 74.
heißt es bei Breuer, der in Techno eine Offenheit sieht, die einen Freiraum lässt, den jeder besetzen kann, wie er möchte. Techno-Musik gebe weder eine Botschaft noch eine Persönlichkeit

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