- 44 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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ekstatischen Tanzerlebnisse. Auch wenn für ihn Trance und Ekstase eine Einheit bilden, spricht Cousto damit zutreffenderweise sehr viele verschiedene Dimensionen des Trance-Bereichs an, die jedoch einer starken Konkretisierung bedürfen.

Als Voraussetzung für ein klares Verständnis von Techno als Trancemusik ist eine Klärung der Begrifflichkeiten Trance und Ekstase, die in der Literatur häufig synonym gebraucht werden, sinnvoll.

4.3.1.  Ekstase und Trance – Klärung der Begriffe

Ähnlich schwierig wie die Definition des Techno-Begriffes gestaltet sich die Verwendung von ›Trance‹ und ›Ekstase‹ in Bezug auf Techno. Nur selten geben die Publikationen eine konkrete Antwort, was eigentlich genau unter diesen Begriffen zu verstehen ist. Gleichwohl wird deutlich, dass es sich auf jeden Fall um eine Form veränderter Bewusstseinszustände handelt. Am Klarsten zeigt dies der Ansatz des österreichischen Psychologen Ferdinand Mitterlehner, der Trance nach Dittrichs Untersuchungen unabhängiger Strukturen veränderter Wachseinszustände charakterisiert:

»Es kommt zu einer primärprozessartigen Veränderung des Denkens mit subjektiven Konzentrationsstörungen oder dem Gefühl, klarer und schneller als sonst zu denken. Widersprüche können konfliktfrei nebeneinander stehen bleiben. Die Zeit kann langsamer oder schneller vergehen. Es tritt ein Gefühl der Zeitlosigkeit ein (. . . ) Es kommt zu einer Selbstverfremdung, einem Gefühl des Verlustes der Selbstkontrolle, welches mit intensiven (. . . ) Emotionen einhergeht. Die Stimmung fluktuiert stark und ist durch Ambivalenzen gekennzeichnet. Das Körperschema ist verändert (. . . ) es kommt zu einer Auflösung der Subjekt-Objekt-Schranke und damit zu einer Einswerdung des Ichs mit der Umwelt. Weitere Veränderungen der Wahrnehmung im Sinne von halluzinatorischen Phänomenen treten fast ausschließlich im optischen Bereich auf. Schließlich umfasst der Extrempol von außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen ein verändertes Erleben der Bedeutung von Gegenständen der Umgebung. Sie erscheinen fremdartig, gefühls- und bedeutungsträchtiger als sonst (. . . ).«44

44 Mitterlehner, Ferdinand: Let’s fly together. A.a.O., S. 26.

Dass es sich sowohl bei Trance als auch bei Ekstase auf jeden Fall um eine Form der Bewusstseinsveränderung handelt, liegt auf der Hand. Nach Brandl ist Ekstase »ein entspannter Zustand der Beruhigung mit eingeengtem Bewusstsein« und Trance ein »hyperfrenetischer Zustand mit Symptomen eines epileptischen Anfalls (. . . ). Dieser Typ lässt sich als Routine-Wachbewusstsein, als Zentrierung in einem Kontinuum subkortikaler Erregungen definieren und bewirkt ›Verzückungen‹«.45

45 Brandl, Rudolf Maria: Musik und veränderte Bewusstseinszustände. In: Bruhn / Oerter / Rösing. Handbuch der Musikpsychologie. A.a.O., S. 600.

Als gute Grundlage einer solchen Aussage kann die Definition des Musikethnologen Gilbert Rouget gelten, der verdeutlicht, dass die Begriffe Trance und Ekstase in der ethnologischen Forschung meistens synonym verwendet werden. Beide Begriffe beschreiben einen somnambulen Zustand der Entrückung. Mit einer fundierten Darstellung der Begriffsgeschichte arbeitet Rouget jedoch sehr deutlich die Unterschiede beider Entrückungserscheinungen heraus: Durch einen Verlust der Sinne


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