ekstatischen Tanzerlebnisse. Auch wenn für ihn Trance und Ekstase eine
Einheit bilden, spricht Cousto damit zutreffenderweise sehr viele verschiedene
Dimensionen des Trance-Bereichs an, die jedoch einer starken Konkretisierung
bedürfen.
Als Voraussetzung für ein klares Verständnis von Techno als Trancemusik ist eine
Klärung der Begrifflichkeiten Trance und Ekstase, die in der Literatur häufig synonym
gebraucht werden, sinnvoll.
4.3.1. Ekstase und Trance – Klärung der Begriffe
Ähnlich schwierig wie die Definition des Techno-Begriffes gestaltet sich die
Verwendung von ›Trance‹ und ›Ekstase‹ in Bezug auf Techno. Nur selten geben die
Publikationen eine konkrete Antwort, was eigentlich genau unter diesen Begriffen zu
verstehen ist. Gleichwohl wird deutlich, dass es sich auf jeden Fall um eine
Form veränderter Bewusstseinszustände handelt. Am Klarsten zeigt dies der
Ansatz des österreichischen Psychologen Ferdinand Mitterlehner, der Trance nach
Dittrichs Untersuchungen unabhängiger Strukturen veränderter Wachseinszustände
charakterisiert:
»Es kommt zu einer primärprozessartigen Veränderung des Denkens mit subjektiven
Konzentrationsstörungen oder dem Gefühl, klarer und schneller als sonst zu denken.
Widersprüche können konfliktfrei nebeneinander stehen bleiben. Die Zeit kann langsamer
oder schneller vergehen. Es tritt ein Gefühl der Zeitlosigkeit ein (. . . ) Es kommt
zu einer Selbstverfremdung, einem Gefühl des Verlustes der Selbstkontrolle,
welches mit intensiven (. . . ) Emotionen einhergeht. Die Stimmung fluktuiert stark
und ist durch Ambivalenzen gekennzeichnet. Das Körperschema ist verändert
(. . . ) es kommt zu einer Auflösung der Subjekt-Objekt-Schranke und damit
zu einer Einswerdung des Ichs mit der Umwelt. Weitere Veränderungen der
Wahrnehmung im Sinne von halluzinatorischen Phänomenen treten fast ausschließlich im
optischen Bereich auf. Schließlich umfasst der Extrempol von außergewöhnlichen
Bewusstseinszuständen ein verändertes Erleben der Bedeutung von Gegenständen der
Umgebung. Sie erscheinen fremdartig, gefühls- und bedeutungsträchtiger als sonst
(. . . ).«44
44 Mitterlehner, Ferdinand: Let’s fly together. A.a.O., S. 26.
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Dass es sich sowohl bei Trance als auch bei Ekstase auf jeden Fall um
eine Form der Bewusstseinsveränderung handelt, liegt auf der Hand. Nach
Brandl ist Ekstase »ein entspannter Zustand der Beruhigung mit eingeengtem
Bewusstsein« und Trance ein »hyperfrenetischer Zustand mit Symptomen eines
epileptischen Anfalls (. . . ). Dieser Typ lässt sich als Routine-Wachbewusstsein, als
Zentrierung in einem Kontinuum subkortikaler Erregungen definieren und bewirkt
›Verzückungen‹«.45
45 Brandl, Rudolf Maria: Musik und veränderte Bewusstseinszustände. In: Bruhn /
Oerter / Rösing. Handbuch der Musikpsychologie. A.a.O., S. 600.
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Als gute Grundlage einer solchen Aussage kann die Definition des Musikethnologen
Gilbert Rouget gelten, der verdeutlicht, dass die Begriffe Trance und Ekstase in der
ethnologischen Forschung meistens synonym verwendet werden. Beide Begriffe
beschreiben einen somnambulen Zustand der Entrückung. Mit einer fundierten
Darstellung der Begriffsgeschichte arbeitet Rouget jedoch sehr deutlich die Unterschiede
beider Entrückungserscheinungen heraus: Durch einen Verlust der Sinne
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