- 40 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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4.2.  Ist Techno überhaupt Musik? Die ästhetische Bewertung von Techno als Musik-Konzept

»Überall dort, wo frequenzmodulierte Klangfolgen dominieren, nämlich im Pazifik, in Südostasien, China, der Mongolei, bei Indianerkulturen und auch in Afrika, steht die Musik dem gewöhnlichen, umweltbezogenen Hören näher als dem abstrakteren sprachlichen Hören«.24
24 Brandl, Rudolf Maria / Rösing, Helmut. Musikkulturen im Vergleich. A.a.O., S. 66.
R.M. Brandl & H. Rösing

Wenn sich auch das vorangegangene Zitat auf außereuropäische Musik bezieht, so liegt ein Vergleich zu Techno doch nahe. Frequenzmodulationen, repetitive, bassorientierte Rhythmen und maschinenhaft anmutende Klänge gehören zu den Grundeigenschaften von Techno. Als Abbild einer technisierten Umgebung in einer zunehmend industrialisierten Welt schafft Techno von der Produktions- sowie Rezeptionsseite her klangliche Bezüge zur Umwelt.

Publikationen fokussieren nicht nur die musikalischen Eigenheiten von Techno, sondern zeigen eindeutig Interesse, das ›Fremdartige‹ darin aufzudecken, um dieses als musikalisches Phänomen verstehen zu können und verstehbar zu machen.

Interessant ist, dass die gleichen, dem Ohr fremdartigen Klänge einerseits zwar wahrgenommen werden, andererseits jedoch zu zwei völlig divergierenden Schlussfolgerungen führen: für die Einen stellen insbesondere die fremden Klänge das Musikalische an Techno dar bzw. sie charakterisieren Techno-Musik als abgrenzbares musikalisches Phänomen – Andere wiederum beurteilen gerade die ungewöhnlichen Klänge von Techno als Nicht-Musik bzw. interpretieren Techno-Musik als unbedeutende, primitive musikalische Erscheinung.

Derartige Wertungen beziehen sich nicht nur auf die befremdlich wirkenden Klangeigenschaften, sondern verweisen auf die vermeintlich simple Produktionsweise, mit der jeder ohne große Ideen oder handwerkliche Fähigkeiten einen Technotrack produzieren kann.

Achim Szepanski kommt aufgrund der musikalischen Struktur und der Produktionsbedingungen zu einer Frage, die immer wieder gern gestellt wird: Muss man mit Techno nicht den Begriff der Musik neu definieren?

»Technotracks werden über sogenannte Mixing-Verfahren hergestellt: Bestimmte Synthesizer und deren Sounds werden über Sequencer synchronisiert, die Midileitung überträgt alle Parameter zwischen Synthesizer und Computer. Letztlich werden am Mischpult Sounds übereinandergeschichtet, Spuren gelöscht oder hinzugefügt etc. Oft scheint dann die Dramaturgie eines Tracks auf, die als gewollte auch hörbar ist, und das gilt dann als Kreativität des Produzenten. (. . . ). Was zur Disposition steht, ist somit der Begriff von Musik selbst, hier bilden sich kleine, minoritäre Strategien, die bestimmte Konzepte des Musikmachens sowie des Musikhörens außer Kraft setzen«.25

25 Szepanski, Achim / Diefenbach, Katja. Den Klangstrom zum Beben bringen. In: Anz / Walder. Techno. S. 137ff.

Geht man vom abendländischen Musikverständnis aus, das Musik als Vermittlung sinnstiftenden Tonmaterials innerhalb eines festgeschriebenen Systems betrachtet,


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