»auf den ersten Blick die Musik nur aus Reihungen von gleichen, besser: von völlig
identischen Mustern besteht, wie sie nur ein digitaler Sequenzer mit seiner Kopierfunktion
setzen kann. Ihre penetranten Wiederholungen klingen auf Dauer, als habe sich ein
Sequenzermuster oder eine CD-Rille verhakt und der Bediener wisse sich nicht zu
helfen«.22
22 Jerrentrup. A.a.O., S. 47.
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Auch schließt Jerrentrup auf die Beliebigkeit und Austauschbarkeit von Technotracks.
Vielleicht ist an dieser Stelle der Verweis des Autors über die zeitbegrenzte
Gültigkeit seiner Aussagen als Nachsichtsempfehlung anzubringen: 1992 war die
Hörerfahrung gerade im Bereich der Techno-Musik in Deutschland noch nicht
sonderlich ausgeprägt. Doch heute, nahezu eine Dekade später, hat sich Techno
einem Massenpublikum geöffnet, das durchaus in der Lage ist, einzelne Stücke
voneinander zu unterscheiden. Ein Beispiel dafür sind Ratespiele auf einschlägigen
Hörfunkprogrammen: Dort wird kaum der Hauch eines Tracks angespielt, worauf
die Hörer anrufen und mit 99 % Treffsicherheit sagen, welches Stück gemeint
ist.23
23 Auf den Jugendsendern Planet Radio von FFH oder XXL vom Hessischen Rundfunk
laufen regelmäßig solche Hörerspiele.
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Jerrentrups Auseinandersetzung mit Techno soll auf polemische Weise einen Anreiz
zum Erkennen einer neuen Art von Musik schaffen. Erst seine Schlussfolgerungen lassen
schließlich auf einen ernst gemeinten Vermittlungsversuch von Techno-Musik schließen:
Er sieht die wesentlichen Kriterien im Bassbeat, den fehlenden Vocals und in
der repetitiven Struktur. Mit seiner Argumentationsweise bedient der Autor
jedoch die Vorurteile der eher ›traditionellen Rockmusik-Ecke‹, Techno habe mit
(handgemachter) authentischer Musik nichts mehr zu tun und entstamme dem
unkreativen Produktionsprozess einer ›Konservenfabrik‹.
Fasst man die essentiellen Aussagen der meisten Autoren zusammen, wird Folgendes
klar: Techno ist eine auf dem 4/4-Takt basierende, elektronisch produzierte Tanzmusik
mit repetitiven Charakter, deren Klangvielfalt durch eingesetzte Samples und innovative
Sounds gekennzeichnet ist.
Nahezu alle Verfasser ziehen nach der Darstellung musikimmanenter Kriterien ein
Fazit: Sound ist das innovative Moment von Techno. Die Produktionsbedingungen
begünstigen dies außerordentlich. Die Schlussfolgerungen über die Bewertung und
Einordnung klanglicher Besonderheiten von Techno zielen alle in die gleiche
Richtung: Techno stößt Türen zu neuen Klangdimensionen auf und ermöglicht neue
Rezeptionserlebnisse.
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