- 39 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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»auf den ersten Blick die Musik nur aus Reihungen von gleichen, besser: von völlig identischen Mustern besteht, wie sie nur ein digitaler Sequenzer mit seiner Kopierfunktion setzen kann. Ihre penetranten Wiederholungen klingen auf Dauer, als habe sich ein Sequenzermuster oder eine CD-Rille verhakt und der Bediener wisse sich nicht zu helfen«.22

22 Jerrentrup. A.a.O., S. 47.

Auch schließt Jerrentrup auf die Beliebigkeit und Austauschbarkeit von Technotracks. Vielleicht ist an dieser Stelle der Verweis des Autors über die zeitbegrenzte Gültigkeit seiner Aussagen als Nachsichtsempfehlung anzubringen: 1992 war die Hörerfahrung gerade im Bereich der Techno-Musik in Deutschland noch nicht sonderlich ausgeprägt. Doch heute, nahezu eine Dekade später, hat sich Techno einem Massenpublikum geöffnet, das durchaus in der Lage ist, einzelne Stücke voneinander zu unterscheiden. Ein Beispiel dafür sind Ratespiele auf einschlägigen Hörfunkprogrammen: Dort wird kaum der Hauch eines Tracks angespielt, worauf die Hörer anrufen und mit 99 % Treffsicherheit sagen, welches Stück gemeint ist.23

23 Auf den Jugendsendern Planet Radio von FFH oder XXL vom Hessischen Rundfunk laufen regelmäßig solche Hörerspiele.

Jerrentrups Auseinandersetzung mit Techno soll auf polemische Weise einen Anreiz zum Erkennen einer neuen Art von Musik schaffen. Erst seine Schlussfolgerungen lassen schließlich auf einen ernst gemeinten Vermittlungsversuch von Techno-Musik schließen: Er sieht die wesentlichen Kriterien im Bassbeat, den fehlenden Vocals und in der repetitiven Struktur. Mit seiner Argumentationsweise bedient der Autor jedoch die Vorurteile der eher ›traditionellen Rockmusik-Ecke‹, Techno habe mit (handgemachter) authentischer Musik nichts mehr zu tun und entstamme dem unkreativen Produktionsprozess einer ›Konservenfabrik‹.

Fasst man die essentiellen Aussagen der meisten Autoren zusammen, wird Folgendes klar: Techno ist eine auf dem 4/4-Takt basierende, elektronisch produzierte Tanzmusik mit repetitiven Charakter, deren Klangvielfalt durch eingesetzte Samples und innovative Sounds gekennzeichnet ist.

Nahezu alle Verfasser ziehen nach der Darstellung musikimmanenter Kriterien ein Fazit: Sound ist das innovative Moment von Techno. Die Produktionsbedingungen begünstigen dies außerordentlich. Die Schlussfolgerungen über die Bewertung und Einordnung klanglicher Besonderheiten von Techno zielen alle in die gleiche Richtung: Techno stößt Türen zu neuen Klangdimensionen auf und ermöglicht neue Rezeptionserlebnisse.


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