Säulen
technologisch produzierter Unterhaltungsmusik, als da wären das Tempo, die
Rhythmik, Klänge bzw. Sounds und besondere Merkmale wie die Verwendung
spezieller Instrumente oder anderer herausragender Eigenschaften. Diese reduktive
Methode eignet sich zudem bei dem Versuch einer »Gegenprobe« in Form einer
Wiederzusammensetzung (›Resynthese‹) bzw. Umverarbeitung der analytisch
gefundenen musikstilistischen Charakteristika der einzelnen Techno-Kategorien in realen
Klang: Sie befindet sich auf der beiliegenden Compact Disk in Form verschiedener, den
einzelnen Techno-Ausprägungen entsprechenden Klangbeispiele mitsamt der
verwendeten, wesentlichen Klänge in einer den jeweiligen Tracks vorangestellten kleinen
Audiothek13
13 Track No. 01 (TR 808), 02 (TR 909), 03 (House Kit), 05 (Acid Line), 07 (Detroit Kit),
09 (TR 909 fuzzed), 10 (Gabba Kit), 12 (Trance Kit), 14 (Ambient Kit).
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die von der Autorin konzipiert und von Oliver Braun (Köln) produziert wurde.
Für die Definition von Techno ist es sinnvoll, auf einen phänomenologischen Ansatz
zurückzugreifen: Eine zunächst allgemeine Orientierung an den hervortretenden
Eigenschaften von Techno als Oberbegriff bzw. als spezielle Musikrichtung erwächst aus
dem Vokabular, das Medien, Szenekenner und Wissenschaftler zur Verfügung stellen.
Dieser erste Einblick wird unter Einbezug ganz persönlicher Erfahrungen und Eindrücke
vertieft durch die Konzentration von Techno auf seine am meisten zugänglichen,
auffälligen bzw. kennzeichnenden Funktionen, d.h. auf seine funktionelle Charakteristik,
auf seinen Produktionsprozess und nicht zuletzt auf seine Entstehungsgeschichte.
Das Musikmaterial selbst tritt dann in den Vordergrund, wenn es um die Sicherung
der durch die mediale Vermittlung gefundenen musikalischen Charakteristika von Techno
geht. Eine systematische Übersicht über verschiedenartigste Techno-Ausprägungen gibt
die Klassifikation in sechs Hauptströmungen. Techno hat zwar nie als eine allgemein
verbindliche Formel existiert, jedoch erleichtert eine Kategorisierung die Differenzierung
einer Flut von Mischformen, wie sie auch bei Techno auftreten: Fusionen mit anderen
Musikrichtungen wie Latino, HipHop oder Jazz sind keine Seltenheit, jedoch auch
innerhalb der Kategorien trennen Szeneangehörige eher selten zwischen den einzelnen
Techno-Sparten, es sei denn, sie liegen so weit auseinander wie Gabber und House. Eine
Kategorisierung von Techno ist aus vielerlei Gründen lohnenswert: Mit ihr lässt sich
zeigen, dass Techno in entwicklungsgeschichtlicher Tradition steht, indem es
Anleihen aus bereits vorhandenen anderen Musikrichtungen wie Funk, Brit-Pop,
Disco, Industrial oder Hardcore macht. Zudem verdeutlicht es die differenzierten
Kompositionsprozesse, die vom Ablauf zwar gleich, jedoch vom kreativen Anspruch her
anders gewichtet sind. Nicht zuletzt haben sich aus Techno ähnlich wie beim
Rock’n’Roll in den letzten zwanzig Jahren immer neue Musikrichtungen entwickelt,
so dass eine Kategorisierung helfen kann, einen grundlegenden Überblick zu
wahren und in neuere Musikrichtungen (wie Two Step, Drum’n’Bass oder dergl.),
einzusteigen.
In der Alltags- bzw. Clubpraxis haben wir es meistens mit sehr spontanen
Klassifizierungen zu tun. Sie liefern oft unsystematische Begriffe und Zusammenhänge –
diese gilt es zu differenzieren und in einer systematischen Übersicht zu ordnen.
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