- 38 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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den Versuch einer detaillierten musikbezogenen Analyse von Techno, und es gelingt ihm, einige musikimmanente Kriterien von Techno herauszuarbeiten.

Zuerst stellt der Autor Aspekte von Techno-Musik dar, die definitorischen Charakter haben und auf herausfordernde Weise ins Thema einführen sollen. Wie Jerrentrup Techno aus musikwissenschaftlicher Sicht einordnet, ist leider nur dann zu erfahren, wenn man aus allen von ihm dargestellten negativen Beschreibungen die rein musikbezogenen heraus kristallisiert.

»Auf den ersten Blick fehlt dieser Musik der sonst für die Popmusik so wichtige Gesangs- und Sprechvortrag, der einer Musik, die im Begleitarrangement bisweilen recht austauschbar ausfällt, neben einem menschlichen Feeling normalerweise den entscheidenden Wiedererkennungswert verleiht. Ein in ähnlicher Form eingesetztes Melodieinstrument vernimmt man ebenso vergeblich. Man könnte meinen, man habe hier nur ein rhythmisches Begleitarrangement vor sich, dem – ähnlich einem Karaoke – die Haupt-Parts fehlen«.18

18 Ebd. S. 46.

In der Beschreibung der Gestaltungsform von Techno weist er auf die Verwendung von Vokalsamples hin, entkräftet allerdings die von ihm aufgestellte These des fehlenden Wiedererkennungswertes nicht. Demzufolge wären Samples von Vokal- bzw. anderen Spielfiguren, die kürzer als die in der Popmusik ›normal gehaltene Melodiebögen‹ sind, nicht als Melodie oder musikalisches Motiv anzuerkennen.

Zur Verdeutlichung des wichtigen Stellenwertes des Bassbeats, der den (in diesem Fall negativen) Reiz vieler Dancefloor-Stücke ausmacht schreibt der Autor, dass »auf den ersten Blick ein ausgesprochen simpler Bass-Beat dominiert, der, synthetisch erzeugt, stumpfsinnig-maschinengemäß und völlig unvariant in Anschlag, Klangverlauf und Lautstärke auf den Grundschlägen daherkommt«.19

19 Ebd.
Ferner geht es ihm um die rhythmischen Aufteilungen von Techno, die er im Achtel- und Sechzehntelraster ausfindig macht. Gemessen an der Popmusik seien die rhythmischen Muster hier so simpel, da »auf rhythmische Essenzen oder Raffinessen wie Off-Beat-Impulse, dynamische Abstufungen, Binnenmetrik (12/8-Einteilung) oder etwa auf einen jazzhaften Drive«20
20 Ebd.
verzichtet werde und Techno-Musikern lediglich das 4/4- Metrum geläufig sei. Im Weiteren folgen Hinweise auf die zum Teil hervorragende Klangqualität einzelner Sounds, jedoch bleibt durch die Wahl der Worte beim Leser der Beigeschmack, bei Techno müsse es sich um eine so gut wie nicht zu verdauende, völlig primitive Musikform handeln:

»Sie [die Klänge] klingen obendrein nach Technologie-Maßstäben der Zeit nicht selten regelrecht primitiv: generiert von alten Drum-Maschinen und monophonen Synthesizern der 70er Jahre, als ob man wieder Musik mit dem alten Commodore C 64 bzw. exakter mit seinen Vorläufern aus den 70er Jahren machen würde. Diese Simplizität wird häufig regelrecht ›zur Schau‹ gestellt«.21

21 Ebd.

Jerrentrup registriert als Besonderheit der Produktionsbedingung den Einsatz ›alter‹ Maschinen, der tatsächlich zu einem Gestaltungsmittel bestimmter Ausprägungen von Techno gehört. Als zudem prägend erklärt der Autor das Mittel der Repetition. Er stellt fest, dass


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