- 37 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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den Grenzen von Geräusch und Musik bewegt. Bei seiner stilgeschichtlichen Einordnung und dem Vergleich von Techno mit anderen, längst schon zur Tradition herangewachsenen Musikrichtungen misst Poschardt Techno eine wichtige Bedeutung im Bereich der Popmusik zu.

Zur Erläuterung von Techno als einer ursprünglichen Sparte der House-Musik spannt er einen Bogen zwischen musikalischen Gegensätzen wie »träumerischer Ambient-Musik über Hip-Hop-verwandte Breakbeats bis hin zum unbarmherzig harten und schnellen Gabber-Sound«12

12 Ebd.
und sieht so Techno »auf dem Weg zum reinen Geräusch«.13
13 Ebd.
Für Poschardt ist der Beat die einzig wiederkehrende Regelmäßigkeit. Als techno-typisch erscheint ihm die Auflösung fest gefügter Strukturen und das Experimentieren mit einem erweiterten Klangmaterial. Poschardts Ansatz charakterisiert Techno als greifbaren musikalischen Gegenstand, bei dem auch die technologische Produktionsumgebung maßgebend ist:

»Techno macht das Rauschen zum Normalzustand. Jede Form von Nicht-Musik kann von dieser Musik geschluckt werden. Techno verschiebt die Grenze zwischen Lärm und Musik ins unendliche Nichts der Nicht-mehr-Wahrnehmbarkeit. Kein Kreischen, Schreien, Bleepen und Fiepen ist entsetzlich genug, um nicht von Techno gerettet zu werden und um als Sample in die minimalistische Ordnung eines Vierviertel-House-Beats integriert zu werden. (. . . ) So wie die Hip-Hop-DJs mit dem Scratchen von Platten eine neue sonische Dimension des Plattenspielers entdeckten, entlockte Techno Computern, Synthesizern und Samplern alle möglichen und unmöglichen Geräusche«.14

14 Ebd. S. 312.

Wie für viele andere Autoren, die sich mit Techno auseinandersetzen, führt auch Poschardt den Namen dieser Musikrichtung auf das Wort ›Technologie‹ zurück.15

15 Ebd. S. 311.

Für Jürgen Laarmann liegt in der Technik des Sampling die Ursache für innovativste Klangeigenschaften, die Techno innewohnen:

»Das tatsächlich neue an der Musik war nicht nur der (an sich wenig sensationelle) Gedanke, die jeweils verfügbare Technologie zur Klangerzeugung einzusetzen, sondern das neue ›Techno-Instrument‹ – der Sampler. (. . . ) Es entstand [damit] nicht die Aneinanderreihung des Dagewesenen, sondern tausend neue Sounds«.16

16 Laarmann: the techno principle or What Is Techno Really? A.a.O.

Auch hier wird deutlich, dass das Kriterium eines neuen Sounds oft im Zusammenhang mit der hoch technisierten Produktionsperipherie (vgl. Produktionsweisen) gebracht wird, was durchaus naheliegend, allerdings nicht zwingend notwendig ist. Das Equipment spielt jedoch zunächst eine untergeordnete Rolle.

Ein weniger offenes Konzept für die vermittelnde Darstellung zuvor selten gehörter Sounds im Bereich der Techno-Musik schlägt der Musikwissenschaftler Ansgar Jerrentrup in seinem Aufsatz »TECHNO – Vom Reiz einer reizlosen Musik«17

17 Jerrentrup, Ansgar. TECHNO – vom Reiz einer reizlosen Musik. In: Rösing, Helmut (Hrsg.): Stationen populärer Musik. Vom Rock’n’Roll zum Techno. Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 12, Karben: Coda 1992.
vor. Seine Art der Beschreibung von Techno lässt auf eine gewisse befremdete Distanz zum Gehörten schließen. Mit einem negativ behafteten Unterton unternimmt Jerrentrup

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