- 2 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Ein wichtiger Blickpunkt bei der Erforschung von Techno ist die Dokumentation aus der Szene heraus: Welche Bedeutung hat bzw. was ist Techno für Szenekenner? Ihre Aussagen bilden eine grundlegende Basis, auf der eine musikbezogene Annäherung stattfinden kann. Die Nachprüfbarkeit und Sicherung der Thesen über festgestellte musikalische Kriterien und über Techno als eigenständige musikalische Größe ist ein Anliegen dieser Arbeit: Gesucht werden adäquate Analysemöglichkeiten, die der Techno-Musik entsprechen. Voraussetzung dafür ist eine affirmative Grundhaltung zu Techno, die besonders in wissenschaftlichen Veröffentlichungen einen Mangel aufweist.5
5 Darauf wird im vierten Kapitel eingegangen.
Darüber hinaus deutet die hartnäckige Behauptung von Techno als autonome Musikrichtung auf dem Markt der populären Musik darauf hin, dass sich trotz des oft kommerziell orientierten Verkaufs- bzw. Produktionskonzeptes technologisch erzeugter Tanzmusik ein vielfältiger Ideenpool hinter Techno vermuten lässt: Sieht man bei der Verwendung des Wortes Komposition von seiner ursprünglichen Bedeutung einer tonschriftlich ausgearbeiteten Musik ab, sondern begreift Komposition als ein Denken und Umsetzen von Tönen, so wird klar, dass Musiker bei der Techno-Produktion Klangvorstellungen im kreativen Prozess real umsetzen. Dies steht im Widerspruch zur häufig publizierten Meinung, Techno verkörpere den (kreativen) Untergang der abendländischen Popmusikkultur:6
6 Sehr marktorientierter, »einfach gestrickter« Techno wird umgangssprachlich unter Umständen als »Kirmes-, Mickey Mouse-, oder Deppen-Techno« bezeichnet.
»Techno ist eine Jedermanns-Sache bei minimaler handwerklicher Kenntnis, ein Kapitulieren vor der Umweltentfremdung: als Kunstform ist Techno unbedeutend,«7
7 Diese in einem informellen Interview getroffene Aussage des 32jährigen Musiklehrers Lothar dokumentiert Terhag, Jürgen: Populäre Musik und Pädagogik. Oldershausen: Lugert 1994. S. 217.
verlautbaren selbst Musikexperten.

Vorliegendes Buch soll zu einem differenziertem Verständnis von Techno beitragen und all denen Zugang zu einer musikalischen Welt öffnen, deren Ohren auf traditionellere Hörgewohnheiten gepolt sind.

Einige der im Lauf der Arbeit vorgestellten, auf Techno angewandten Analyse-Verfahren können die wesentlichen charaktertragenden Faktoren der einzelnen Techno-Richtungen verdeutlichen. Dies ist jedoch nicht ausschließlich vordergründiges Anliegen der folgenden Ausführungen. Vielmehr geht es zudem um eine sinnvolle Einordnung und Kategorisierung verschiedener technologisch erzeugter Clubmusikrichtungen. Unterscheiden lassen sich House, Techno, Acid, Gabber/Hardcore, Trance und Ambient als primäre Hauptströmungen elektronisch produzierter Clubmusik, die unter dem Oberbegriff Techno laufen. Da Jungle, Breakbeat oder Drum’n’Bass8

8 Vgl. hierzu umfassende Darstellungen von James, Martin: State of Bass. Jungle: The Story So Far. London: Boxtree 1997 und Shapiro, Peter: Drum’n’Bass. The Rough Guide. London: Penguin Books 1999.
im Produktionsprozess grundlegend von Techno abweichen, bleiben diese im Folgenden unberücksichtigt.

Aus subjektiv erlebten Hör- und Cluberfahrungen sowie aus informellen, mit Musikern und Szenekennern geführten Interviews resultieren die Musik-charakterisierenden Ergebnisse: sie nehmen die in unterschiedlichen Kontexten gehörte Musik9

9 Dies reichte von selbsterworbenen Tonträgern (Vinyl und CD) und Plattenladen-Probehören über Live-Sets elektronischer Musikformationen bis hin zu Clubbesuchen mit DJ-Sets. Darunter fielen im Wesentlichen folgende Clubs und Events: Stammheim und A.R.M.: Kassel; Tresor, Panasonic, Sexiland: alle Berlin; sowie kleinere, fast schon private Techno-Events, die die Autorin, wenngleich nicht als eingefleischte Clubberin, besuchte. Weiterhin waren Musikfiles aus dem Internet (einfach Stichwort der jeweiligen Musiksparte angeben) hilfreich. Persönliche Vorlieben lagen bei nicht ganz so marktorientiertem Techno aus den Sparten Detroit-Techno und House (siehe/höre auch Soundbeispiele von Antisept und Nikolai).
zur Grundlage. Zudem stützen sie sich ebenso wie die folgenden

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